trans*ident/ trans*gender - Muss ich einen Alltagstest machen?

Florian Friedrich • 20. August 2025

Alltagstest und Real Life Experience sind nicht mehr notwendig

FAQ: Muss ich als trans*idente Person einen Alltagstest machen?

Nein, der Alltagstest ist in Österreich Vergangenheit. Früher war vorgesehen, dass trans* (transidente, transgender, transsexuelle non binäre, genderfluide, diverse) Menschen über einen bestimmten Zeitraum in der Rolle des Gegengeschlechts bzw. Wunschgeschlechts leben müssen – und zwar 24 Stunden am Tag und sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Ohne Alltagstest war es nicht möglich, den Personenstand zu ändern oder hormonelle und chirurgische Maßnahmen zur Angleichung an das angestrebte Wunschgeschlecht zu beginnen.

trans*ident/ trans*gender - Muss ich einen Alltagstest machen?

Ein freiwilliger Alltagstest ist sinnvoll

Die aktuellen Leitlinien betonen zwar, dass es für trans*Personen wichtig sei, im Alltag immer wieder in der sozialen Rolle des Gegengeschlechts oder Wunschgeschlechts (das kann auch non binär, also zwischen den Geschlechtern sein) zu leben, um vielfältige Erfahrungen zu sammeln, allerdings ist das heute in Österreich kein Muss mehr.

Der verpflichtende Alltagstest wurde aufgehoben, weil trans*Menschen im öffentlichen Leben und am Arbeitsplatz noch immer Mobbing und Diskriminierung drohen. Der Alltagstest führte nicht selten zu Kündigungen und zu gravierenden beruflichen Belastungen. Somit barg der Alltagstest Diskriminierungspotenziale in sich und verschlechterte mitunter die psychische Situation von trans*Menschen. Gerade Mobbing und Diskriminierung können nämlich zu schweren körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen führen. So kommt es nach Mobbing häufig zu posttraumatischen Belastungsstörungen, zu schweren Angststörungen und zu Depressionen.


Mitunter erlebe ich noch immer Psychiater*innen, die von trans*Menschen einen Alltagstest verlangen. D.h. die betroffenen Personen müssen mindestens ein Jahr lang im Wunschgeschlecht leben, und zwar immer, auch dann, wenn ihnen psychische Gewalt, Diskriminierung oder eine (rechtswidrige) Kündigung drohen. In Österreich ist der Alltagstest abgeschafft worden, allerdings scheinen das manche Fachärzt*innen zu ignorieren oder noch nicht zu wissen.

Film: "Mein Leben als Transfrau | Wie ist es, trans* zu sein?"

In Deutschland ist der Alltagstest noch immer ein Muss

In Deutschland ist der verpflichtende Alltagstest, obwohl er eine Menschenrechtsverletzung darstellt und obwohl die S3-Leitlinie ihn nicht mehr verlangt, immer noch gängige Praxis und wird in der Begutachtungsrichtlinie des Medizinischen Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS 2009) rigoros gefordert. Es handelt sich dabei um eine bevormundende und entmündigende Zwangsmaßnahme, die aus psychologischer und ethischer Sicht als unzumutbar gewertet werden muss. Trans*Personen werden dadurch im öffentlichen Raum einem Zwangsouting unterworfen mit der hohen Gefahr, diskriminiert zu werden. Der Alltagstest entmündigt trans*Personen, drängt ihnen die „Performance“ dichotomer Rollen (männlich oder weiblich) auf und zwingt sie, Geschlechterrollenklischees zu erfüllen. Hier besteht die Gefahr der Entwicklung eines falschen Selbst.

Da trans*Feindlichkeit in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist und viele Täter*innen vor verbaler und physischer Gewalt nicht zurückschrecken, kann der Alltagstest sogar lebensbedrohlich sein.


Der Alltagstest wird kontrovers diskutiert, da er von vielen Betroffenen als fremdbestimmte Stigmatisierung erlebt wird. M.E. muss ein Alltagstest immer freiwillig sein. Dann macht er Sinn, weil die soziale Geschlechterrolle des Wunschgeschlechts im Alltag erprobt werden kann, und trans*idente Personen dadurch viel Klarheit erlangen können.

Menschen erleben allerdings auch im Alltag viel Diskriminierung, wenn sie in ihrem Wunschgeschlecht leben. Diese Diskriminierungserfahrungen können dann reaktiv zu psychischen Problemen führen, welche viel Kraft kosten. Daher ist ein verpflichtender Alltagstest aus therapeutischer Sicht abzulehnen.



Fazit:

Wenn Sie trans*ident/trans*gender sind, ist kein Alltagstest mehr nötig, um mit Maßnahmen zur Angleichung an das erlebte Wunschgeschlecht zu starten.

Psychotherapie mit Berührung und Körperkontakt
von Florian Friedrich 19. November 2025
Körperorientierte und bindungsorientierte Traumatherapie für schwule und bisexuelle Männer Männer leiden nicht direkt unter ihrer Homosexualität bzw. Bisexualität, sondern indirekt, wenn sie unter toxischer Scham und verinnerlichter Homophobie wegen ihrer sexuellen Orientierung leiden. Viele haben zudem Bindungsstörungen entwickelt und können nur durch anonymen Sex Näher und Kontakt herstellen. Ich biete körperorientierte Traumatherapie und Psychotherapie an, wenn Du Dich für Deine Homosexualität / Bisexualität schämst. Wenn Du Berührungen auf Sex reduzierst, biete ich korrigierende und gesunde Bindungs- und Berührungserfahrungen als Referenzmodell an, damit Du Deine Berührungs- und Bindungsmuster umlernen und verbessern kannst. Selbstverständlich können auch heterosexuelle Männer und Frauen in meine körperorientierte Therapie kommen.
Schwule / Bisexuelle und sexualisierte Gewalt - Traumatherapie
von Florian Friedrich 19. November 2025
Hilfe für Männer, die Opfer sexualisierter und körperlicher Gewalt werden Sexuelle Gewalt ist in der Schwulenszene, in Bars, in Dark Rooms, Cruising-Areas und auf Datingplattformen extrem weit verbreitet und zugleich ein riesiges Tabu. Ich biete Psychotherapie und Traumatherapie für schwule und bisexuelle Männer an, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. In Österreich ist eine kostenlose Psychotherapie über den Opferschutz möglich, wenn Du sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt hast.
Verinnerlichte Homonegativität / Homophobie im Alter
von Florian Friedrich 19. November 2025
Homophobie unter älteren und alten schwulen und bisexuellen Männern Viele ältere, alte und hochbetagte Menschen mit homosexuellen oder bisexuellen Neigungen haben auch heute noch immer verinnerlichte homophobe States in sich. Sie haben über Jahrzehnte hinweg strafrechtliche Verfolgung während der Zeit des westdeutschen § 175 bzw. des ostdeutschen § 151 miterlebt und wurden lange Zeit durch die WHO als psychisch schwer krank, pervers bzw. pathologisch eingestuft. Diese Heteronormativität und gesellschaftliche Homophobie haben bei ihnen Wunden, manchmal auch Traumafolgestörungen hinterlassen. Internalisierte Homophobie ist somit ein klassisches Traumafolgesymptom. Dabei ist verinnerlichte Homonegativität keine Frage des Alters. Denn auch junge und jüngere LGB tragen diese in sich. Als Psychotherapeut habe ich immer wieder junge und jüngere schwule / bisexuelle Männer und lesbische / bisexuelle Frauen in meiner Praxis, die sich ihrer homosexuellen Bedürfnisse massiv schämen und oft einen regelrechten Selbsthass entwickeln. Meine PowerPoint Präsentation zum Thema Homophobie unter älteren schwulen und queeren Männern ist zugleich als Hand-Out konzipiert. Sie finden die Folien hier als PDF .
Bindungstrauma / Beziehungstrauma – psychologische Hilfe
von Florian Friedrich 19. November 2025
Bindungstrauma / Beziehungstrauma: Bindungsorientierte Psychotherapie und Traumatherapie Die meisten Traumatherapien behandeln die Symptome von Schocktraumen, die etwa nach Unfällen, Naturkatastrophen, Kiegserfahrungen, Folter, Vergewaltigungen und körperlicher Gewalt auftreten. Doch viel mehr Menschen, nämlich eine Mehrheit der Gesamtbevölkerung, leiden unter Traumafolgesymptomen nach Bindungs- und Entwicklungstraumen. Diese Traumen finden oft schon in der präverbalen Phase unseres Lebens statt und wir haben keinerlei Erinnerungen daran. Ich selbst habe mich auf Entwicklungs- und Beziehungstraumen spezialisiert. Bindungs- und Entwicklungstraumen sind wesentliche Ursachen für Schwierigkeiten in Partnerschaften und Liebesbeziehungen, für sexuelle Funktionsstörungen, Bindungsängste, psychosomatische Erkrankungen, Angststörungen, Depressionen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und viele andere Traumafolgesymptome. Bindungs- und Entwicklungstraumatisierungen gehen tief in unsere Psyche hinein und verändern unsere Persönlichkeit nachhaltig. Wir werden in unserem Bind ungsverhalten traumatisiert und entwickeln ungesunde Bindungsstile. Ich biete psychologische Hilfe und Traumatherapie an, wenn Sie unter einem Bindungstrauma, Beziehungstrauma oder Entwicklungstrauma leiden. Im Rahmen meiner Taumatherapie arbeite ich weniger an Erinnerungen, sondern viel mehr an der Regulation Ihrer Traumafolgesymptome. Dabei ist mein ein körperorientiertes Vorgehen besonders wichtig. Psychotherapie bzw. Traumatherapie ist auch ein Lernen von gesunden Beziehungen. Der Psychotherapeut assistiert und hilft Ihnen dabei.