Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapie, Beratung und Coaching


Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine

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Transsexualismus und Geschlechtsinkongruenz - zur Diagnostik

Florian Friedrich • 11. Juni 2023

Was ist bei der Diagnostik zu beachten?

Erfahren Sie als Psychologe*/Psychologin*, Psychotherapeut*in oder Arzt*/Ärztin*, welche Kriterien nach ICD-10 (der international Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems in ihrer zehnten Version) oder ICD-11 erfüllt sein müssen, um die Diagnosen Transsexualismus oder Geschlechtsinkongruenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellen zu können.

Die Diagnosen Transsexualismus und Geschlechtsinkongruenz

Die Diagnose Transsexualismus nach der ICD-10

F64.0 Transsexualismus darf nur diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • A) Die betroffenen Menschen haben den drängenden Wunsch, als Angehörige des anderen Geschlechts zu leben und als solche akzeptiert zu werden.
  • In der Regel haben sie auch den Wunsch nach körpermodifizierenden hormonellen und chirurgischen Maßnahmen, um sich dem Gegengeschlecht anzunähern und den eigenen Körper diesem anzugleichen.
  • B) Die transsexuelle Identität muss seit mindestens zwei Jahren durchgehend und stabil bestehen.
  • C) Der Transsexualismus ist dabei kein Symptom einer anderen psychischen Erkrankung, wie etwa einer Psychose, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörung oder einer körperlichen Ursache, wie etwa einer Chromosomenaberration.


Die Diagnose Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters nach der ICD-10

F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters darf nur diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

Bei Mädchen

  • A) Das Kind leidet intensiv und permanent darunter, ein Mädchen zu sein. Es hat den drängenden Wunsch, ein Junge zu sein. Dieser Wunsch lässt sich allerdings nicht dadurch erklären, dass das Mädchen ein Knabe sein möchte, weil es hiermit kulturell-gesellschaftliche Vorteile von Jungen erlangt.
  • B) Entweder 1. oder 2.
  • 1. Das Mädchen hat eine andauernde Abneigung und Aversion gegen die kulturell übliche Kleidung für Mädchen. Es besteht darauf, typische Bubenkleidung zu tragen, wie etwa männliche Unterwäsche oder Accessoires.
  • 2. Das Kind lehnt seine weibliche Anatomie ab. Dies äußert sich in mindestens zwei der folgenden Merkmale: a) Das Kind behauptet, dass es einen Penis besitze oder dass ihm noch einer wachsen werde. b) Das Kind lehnt es ab, im Sitzen zu urinieren. c) Das Kind ist davon überzeugt, keine Brüste zu bekommen und möchte nicht menstruieren.
  • C) Das Mädchen darf noch nicht in die Pubertät gekommen sein.
  • D) Die Störung muss seit mindestens sechs Monaten vorliegen.


Bei Jungen

  • A) Der Junge leidet intensiv und andauernd darunter, ein Bub zu sein. Er hat den drängenden und intensiven Wunsch, ein Mädchen zu sein. In eher seltenen Fällen behauptet er, schon ein Mädchen zu sein.
  • B) Entweder 1. oder 2.
  • 1. Der Knabe beschäftigt sich mit Aktivitäten, die in unserer Gesellschaft als typisch weiblich gelten. Er trägt etwa weibliche Kleidungsstücke und Accessoires, ahmt die mädchenhafte oder weibliche Erscheinung nach, hat den intensiven Wunsch, mit Mädchen zu spielen und viel Zeit mit diesen zu verbringen, während er typisch männliche Spielsachen, Spiele und Aktivitäten ablehnt.
  • 2. Der Bub lehnt seine männliche Anatomie durchgehend ab. Dabei äußert er wiederholt mindestens eine der folgenden Behauptungen: a) dass er sich zu einer Frau entwickeln und zur Frau heranwachsen werde, nicht nur in eine weibliche Genderrolle, sondern auch anatomisch, b) dass sein Penis und seine Hoden ekelhaft seien oder dass sie verschwinden werden, c) dass es ihm viel lieber wäre, wenn er keinen Penis und keine Hoden hätte.
  • C) Der Junge darf noch nicht in die Pubertät gekommen sein.
  • D) Die Störung muss seit mindestens sechs Monaten vorliegen.


Die ICD-10 geht noch von einer Pathologie aus.

Hier wird gut ersichtlich, wie stark die ICD-10 noch trans*Identität als Pathologie bewertet, wenn sie etwa von "Störung" und "Psychischer Erkrankung" spricht. Auch diverse und non-binäre Menschen finden keine Erwähnung.

In der ICD-11 wird nun endlich vom Pathologiekonzept abgerückt. Das Wording "Transsexualismus", welches missverständlich ist und von manchen Betroffenen abgelehnt wird, wird durch "Geschlechtsinkongruenz" ersetzt und ist damit inklusiv und wertneutral.


Supervisionsseminare und Weiterbildungen (auch online) zu trans*Identitäten

Ich biete Supervisionen und Weiterbildungen für Berufsgruppen an, die therapeutisch, psychiatrisch oder medizinisch mit trans* (transidenten, transsexuellen, transgender, non-binären, diversen, genderfluiden) Personen arbeiten. Ich arbeite in Salzburg, Hamburg, München, Köln und Berlin. Supervisionen und Weiterbildungen sind auch online möglich.

Film: "5 Fachmediziner über Transsexualität als angeborene Gegebenheit mit hohem Leidensdruck"

Trans*Identität ist keine psychische Pathologie, geht allerdings mit einem hohen Leidensdruck einher, wenn trans*Personen ihre Identität unterdrücken.

Geschlechtsinkongruenz nach ICD-11 (noch nicht in Kraft)

HA60 Geschlechtsinkongruenz im Jugend- und Erwachsenenalter

Für diese Diagnose müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Die Inkongruenz zwischen dem Geburtsgeschlecht bzw. dem zugeordneten Geschlecht und dem Wunschgeschlecht muss ausgeprägt und dauerhaft sein.
  • Häufig besteht der Wunsch nach Transition, um im Wunschgeschlecht optimal leben zu können und akzeptiert zu werden. Diese Transition meint den Prozess der äußeren Angleichung an das erlebte Wunschgeschlecht durch Hormonbehandlungen, operative Maßnahmen oder andere Gesundheitsleistungen, damit der Körper möglichst optimal an das erlebte Geschlecht angepasst wird.
  • Die Diagnose darf nicht vor Beginn der Pubertät gestellt werden.
  • Geschlechtsvariantenverhalten und Präferenzen reichen nicht aus, um die Diagnose zu stellen.


HA61 Geschlechtsinkongruenz in der Kindheit

Für diese Diagnose müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Die Inkongruenz zwischen dem Geburtsgeschlecht bzw. dem zugeordneten Geschlecht und dem Wunschgeschlecht muss im Lebensabschnitt der Kindheit und Vorpubertät ausgeprägt und dauerhaft sein.
  • Kinder äußern dabei den starken und durchgehenden Wunsch, ein anderes Geschlecht zu haben als das ihnen zugewiesene.
  • Das Kind lehnt seine geschlechtliche Anatomie stark und vehement ab oder erwartet primäre und/oder sekundäre Geschlechtsmerkmale seines erlebten Wunschgeschlechts.
  • Das Kind bevorzugt Spiele, Aktivitäten, Fantasien, Hobbys, Spielkamerad*innen und Freund*innen, welche mehr für das erlebte Geschlecht als für das dem Kind zugewiesene Geschlecht typisch sind.
  • Die Geschlechtsinkongruenz muss mindestens zwei Jahre stabil bestehen.
  • Geschlechtsvariantenverhalten und Präferenzen reichen nicht aus, um die Diagnose zu stellen.
Diagnostik aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 6. März 2025
Diagnosen sagen nichts über unsere Klient*innen aus Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt. Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger. Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten.
Täterintrojekte - was ist das?
von Florian Friedrich 5. März 2025
Wenn der/die Täter*in innerlich immer da ist Die Bezeichnung "Täterintrojekt" ist völlig veraltet, pathologisierend, unglücklich, irreführend und aus meiner hypnosystemischen Sicht wenig ziel-dienlich. Dennoch möchte ich in diesem Artikel erläutern, was damit gemeint ist. Das Wort " Introjekt " leitet sich vom Lateinischen " intro " (zu Deutsch: hinein, herein) und " iacere " (zu Deutsch: werfen) ab. Ganz typisch nach schweren Traumatisierungen in der präverbalen Lebensphase, also in der frühesten Kindheit, ist es, dass sich täterloyale Muster ausbilden. Die Opfer verhalten sich in Abwesenheit der Täter*innen so, als ob diese anwesend wären. Es entwickelt sich die verkörperte Wahrnehmung, dass die Täter*innen richtig seien und ich selbst falsch. Dies führt zu einem tiefen Selbsthass. Die Opfer introjizieren zudem das Bild des schlechten, bösen und ungeliebten "Kindes", welches ihnen von den Täter*innen (meist von den Eltern oder anderen nahen primären Bezugspersonen) vermittelt wird. Die Täter*innen pflanzen also dem Kind ein Feindbild seiner selbst ein. Typisch für "Täterintrojekte" ist die toxische Scham, die zur Schamrage und zum Hass führen kann. Darum sind Pflegekinder, die im ersten Lebensjahr bei schwer psychisch kranken Eltern, drogensüchtigen Müttern oder schlagenden Vätern leben mussten, oft schwer gestört. Aufgrund ihrer Täterintrojekte entwickeln sie später auch dann eine Persönlichkeitsstörung, wenn sie in liebevollen Pflegefamilien aufwachsen.
Rituelle Sexuelle Gewalt ist eine Legende
von Florian Friedrich 4. März 2025
Das Verschwörungsnarrativ von Michaela Huber Insgesamt gibt es mindestens 20 Definitionen von Ritueller Gewalt (RG). Dieser Artikel bezieht sich auf die Verschwörungstheorie der berühmten Traumatherapeutin Michaela Huber, ein Narrativ, das leider in der Therapieszene noch immer als selbstverständlich hingenommen und zu wenig hinterfragt wird. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Rituelle Sexuelle Gewalt (nach Michaela Huber) und Satanic Ritual Abuse (SRA) Legenden und klassische Verschwörungstheorien sind.
trans*identität – Supervision und Teamsupervision
von Florian Friedrich 4. März 2025
Gruppensupervision für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, Gutachter*innen, Pädagog*innen, Therapeut*innen und andere Berufsgruppen Ich biete regelmäßig an Samstagen von 11 bis 13 Uhr eine kostenlose online Supervisionsgruppe / Intervisionsgruppe für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die trans*Personen auf ihrem Weg der Transition in ihr Wunschgeschlecht begleiten und/oder Gutachten bzw. Stellungnahmen für Hormontherapien und Operationen verfassen. In dieser Gruppe können wir alle viel voneinander lernen, Fallvignetten einbringen, unser Schwarmwissen bündeln, netzwerken und auch Länder übergreifend zusammenarbeiten. Die Gruppe ist offen, d.h. Sie können jederzeit dazustoßen. Ich selbst koordiniere die Gruppe nur, bin aber im Sinne der Intervision ein Teil der Gruppe und nicht deren Leiter. In der Gruppe können Einzelfälle, aber auch Themen eingebracht werden. Mögliche Themen sind: Gutachten erstellen Sorgen wegen Detransition und Fehldiagnosen Rechtliches und Haftung bei Detransition Autismus, ASS und ADHS in der Kombination mit trans*Identitäten genderfluide und non binäre Lebensweisen Rechtliche Aspekte Andere LGBTIQA* Themen Wann sind die nächsten Termine? Samstag, 8. März 2025 von 11 bis 13 Uhr Samstag, 10. Mai 2025 von 11 bis 13 Uhr Samstag, 12. Juli 2025 von 11 bis 13 Uhr Einzeln oder im Team Des Weiteren biete ich (kostenpflichtige) Supervisionen (einzeln oder Teamsupervision) und Coaching für helfende Berufsgruppen an, die mit trans*identen (transgender, transsexuellen, diversen, nicht binären, genderfluiden) Personen arbeiten, etwa für Pädagog*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Ärzt*innen und Gutachter*innen. Die Supervisionen sind auch online möglich. Viele Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sind sich unsicher, wie sie mit trans*Personen und der Geschlechtsidentität von Menschen arbeiten und therapeutisch vorgehen sollen und lehnen dann trans*idente und non-binäre Menschen ab. Unter Umständen liegt dies daran, dass trans*Personen oft gar keine klassische Psychotherapie benötigen, da es ja nicht um die Heilung von Symptomen oder einer psychischen Erkrankung geht, sondern vielmehr um eine aktive Unterstützung auf dem Weg der Transition und der persönlichen Entwicklung.
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