Transsexualismus und Geschlechtsinkongruenz - zur Diagnostik

Florian Friedrich • 30. Oktober 2025

Was ist bei der Diagnostik zu beachten?

Erfahren Sie als Psychologe*/Psychologin*, Psychotherapeut*in oder Arzt*/Ärztin*, welche Kriterien nach ICD-10 (der international Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems in ihrer zehnten Version) oder ICD-11 erfüllt sein müssen, um die Diagnosen Transsexualismus oder Geschlechtsinkongruenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stellen zu können.

Die Diagnosen Transsexualismus und Geschlechtsinkongruenz

Die Diagnose Transsexualismus nach der ICD-10

F64.0 Transsexualismus darf nur diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • A) Die betroffenen Menschen haben den drängenden Wunsch, als Angehörige des anderen Geschlechts zu leben und als solche akzeptiert zu werden.
  • In der Regel haben sie auch den Wunsch nach körpermodifizierenden hormonellen und chirurgischen Maßnahmen, um sich dem Gegengeschlecht anzunähern und den eigenen Körper diesem anzugleichen.
  • B) Die transsexuelle Identität muss seit mindestens zwei Jahren durchgehend und stabil bestehen.
  • C) Der Transsexualismus ist dabei kein Symptom einer anderen psychischen Erkrankung, wie etwa einer Psychose, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörung oder einer körperlichen Ursache, wie etwa einer Chromosomenaberration.


Die Diagnose Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters nach der ICD-10

F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters darf nur diagnostiziert werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

Bei Mädchen

  • A) Das Kind leidet intensiv und permanent darunter, ein Mädchen zu sein. Es hat den drängenden Wunsch, ein Junge zu sein. Dieser Wunsch lässt sich allerdings nicht dadurch erklären, dass das Mädchen ein Knabe sein möchte, weil es hiermit kulturell-gesellschaftliche Vorteile von Jungen erlangt.
  • B) Entweder 1. oder 2.
  • 1. Das Mädchen hat eine andauernde Abneigung und Aversion gegen die kulturell übliche Kleidung für Mädchen. Es besteht darauf, typische Bubenkleidung zu tragen, wie etwa männliche Unterwäsche oder Accessoires.
  • 2. Das Kind lehnt seine weibliche Anatomie ab. Dies äußert sich in mindestens zwei der folgenden Merkmale: a) Das Kind behauptet, dass es einen Penis besitze oder dass ihm noch einer wachsen werde. b) Das Kind lehnt es ab, im Sitzen zu urinieren. c) Das Kind ist davon überzeugt, keine Brüste zu bekommen und möchte nicht menstruieren.
  • C) Das Mädchen darf noch nicht in die Pubertät gekommen sein.
  • D) Die Störung muss seit mindestens sechs Monaten vorliegen.


Bei Jungen

  • A) Der Junge leidet intensiv und andauernd darunter, ein Bub zu sein. Er hat den drängenden und intensiven Wunsch, ein Mädchen zu sein. In eher seltenen Fällen behauptet er, schon ein Mädchen zu sein.
  • B) Entweder 1. oder 2.
  • 1. Der Knabe beschäftigt sich mit Aktivitäten, die in unserer Gesellschaft als typisch weiblich gelten. Er trägt etwa weibliche Kleidungsstücke und Accessoires, ahmt die mädchenhafte oder weibliche Erscheinung nach, hat den intensiven Wunsch, mit Mädchen zu spielen und viel Zeit mit diesen zu verbringen, während er typisch männliche Spielsachen, Spiele und Aktivitäten ablehnt.
  • 2. Der Bub lehnt seine männliche Anatomie durchgehend ab. Dabei äußert er wiederholt mindestens eine der folgenden Behauptungen: a) dass er sich zu einer Frau entwickeln und zur Frau heranwachsen werde, nicht nur in eine weibliche Genderrolle, sondern auch anatomisch, b) dass sein Penis und seine Hoden ekelhaft seien oder dass sie verschwinden werden, c) dass es ihm viel lieber wäre, wenn er keinen Penis und keine Hoden hätte.
  • C) Der Junge darf noch nicht in die Pubertät gekommen sein.
  • D) Die Störung muss seit mindestens sechs Monaten vorliegen.


Die ICD-10 geht noch von einer Pathologie aus.

Hier wird gut ersichtlich, wie stark die ICD-10 noch trans*Identität als Pathologie bewertet, wenn sie etwa von "Störung" und "Psychischer Erkrankung" spricht. Auch diverse und non-binäre Menschen finden keine Erwähnung.

In der ICD-11 wird nun endlich vom Pathologiekonzept abgerückt. Das Wording "Transsexualismus", welches missverständlich ist und von manchen Betroffenen abgelehnt wird, wird durch "Geschlechtsinkongruenz" ersetzt und ist damit inklusiv und wertneutral.



Supervisionsseminare und Weiterbildungen (auch online) zu trans*Identitäten

Ich biete Supervisionen und Weiterbildungen für Berufsgruppen an, die therapeutisch, psychiatrisch oder medizinisch mit trans* (transidenten, transsexuellen, transgender, non-binären, diversen, genderfluiden) Personen arbeiten. Ich arbeite in Salzburg, Hamburg, München, Köln und Berlin. Supervisionen und Weiterbildungen sind auch online möglich.

Film: "5 Fachmediziner über Transsexualität als angeborene Gegebenheit mit hohem Leidensdruck"

Trans*Identität ist keine psychische Pathologie, geht allerdings mit einem hohen Leidensdruck einher, wenn trans*Personen ihre Identität unterdrücken.

Geschlechtsinkongruenz nach ICD-11 (noch nicht in Kraft)

HA60 Geschlechtsinkongruenz im Jugend- und Erwachsenenalter

Für diese Diagnose müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Die Inkongruenz zwischen dem Geburtsgeschlecht bzw. dem zugeordneten Geschlecht und dem Wunschgeschlecht muss ausgeprägt und dauerhaft sein.
  • Häufig besteht der Wunsch nach Transition, um im Wunschgeschlecht optimal leben zu können und akzeptiert zu werden. Diese Transition meint den Prozess der äußeren Angleichung an das erlebte Wunschgeschlecht durch Hormonbehandlungen, operative Maßnahmen oder andere Gesundheitsleistungen, damit der Körper möglichst optimal an das erlebte Geschlecht angepasst wird.
  • Die Diagnose darf nicht vor Beginn der Pubertät gestellt werden.
  • Geschlechtsvariantenverhalten und Präferenzen reichen nicht aus, um die Diagnose zu stellen.



HA61 Geschlechtsinkongruenz in der Kindheit

Für diese Diagnose müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Die Inkongruenz zwischen dem Geburtsgeschlecht bzw. dem zugeordneten Geschlecht und dem Wunschgeschlecht muss im Lebensabschnitt der Kindheit und Vorpubertät ausgeprägt und dauerhaft sein.
  • Kinder äußern dabei den starken und durchgehenden Wunsch, ein anderes Geschlecht zu haben als das ihnen zugewiesene.
  • Das Kind lehnt seine geschlechtliche Anatomie stark und vehement ab oder erwartet primäre und/oder sekundäre Geschlechtsmerkmale seines erlebten Wunschgeschlechts.
  • Das Kind bevorzugt Spiele, Aktivitäten, Fantasien, Hobbys, Spielkamerad*innen und Freund*innen, welche mehr für das erlebte Geschlecht als für das dem Kind zugewiesene Geschlecht typisch sind.
  • Die Geschlechtsinkongruenz muss mindestens zwei Jahre stabil bestehen.
  • Geschlechtsvariantenverhalten und Präferenzen reichen nicht aus, um die Diagnose zu stellen.
Priester und Seelsorger*innen - Coaching und Supervision
von Florian Friedrich 18. November 2025
Existentielles Coaching und Supervision für Theolog*innen in Salzburg, Wien und Hamburg Priester, Pfarrer*innen, Theolog*innen und Seelsorger*innen haben viel Verantwortung in ihrem Dienst. Sie leisten wichtige zwischenmenschliche Arbeit und sind mit dem Leid ihrer Mitmenschen konfrontiert. Dies kann eine gesunde Herausforderung, manchmal aber auch eine Überlastung sein. Zudem bringen Theolog*innen ihre eigene Persönlichkeit und Berufung stark in ihren Dienst mit ein. Darüber hinaus sind sie den Strukturen ihrer Kirche und Glaubensgemeinschaft unterworfen und müssen sich mit veränderten Rahmenbedingungen, wie etwa Priester- und Seelsorger*innenmangel auseinandersetzen. Auch eigene biografische Wunden, Erfahrungen oder Traumen können die Arbeit belasten. Die berufliche Arbeit ist in der Regel vielschichtig und komplex. Es gibt unterschiedliche, manchmal auch widersprüchliche berufliche Rollenerwartungen und Aufträge, die reflektiert werden sollten. Manchmal fühlen sich Mitarbeiter*innen im kirchlichen Bereich dadurch verwirrt oder hilflos. Darunter leiden die Qualität ihrer Arbeit und die berufliche Zufriedenheit. Ich biete Supervision und Coaching Vorort in Salzburg an. In Wien und Hamburg komme ich gerne in Ihre Einrichtung. Auch online-Supervisionen und online-Coachings sind bei mir möglich. Ich selbst habe katholische Theologie als Unterrichtsfach studiert und abgeschlossen.
Lehrer*innen - Coaching und Supervision
von Florian Friedrich 18. November 2025
Einzel-, Gruppen- und Teamsupervision in Salzburg / Wien / Hamburg Für viele Lehrer*innen stellt besonders der Einstieg in den Beruf eine hohe Herausforderung dar. Nicht wenige haben sogar einen regelrechten Praxisschock. Doch auch erfahrene und langjährige Lehrer*innen geraten immer wieder an ihre Grenzen, etwa wenn sie Schüler*innen mit ADHS oder schweren psychischen Erkrankungen unterrichten. Zudem sind die Rollenerwartungen vonseiten der Eltern, der Schüler*innen, der Kolleg*innen, der Politik und der Gesellschaft höchst unterschiedlich, ambivalent und widersprüchlich. Des Weiteren werden Lehrer*innen in den Medien und von der Öffentlichkeit oft in einem sehr negativen Licht dargestellt. Es gibt viele Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Lehrer*innen, und die Profession des Lehramtes genießt heute nur mehr wenig Prestige. Viele Lehrer*innen fühlen sich mit ihren beruflichen Schwierigkeiten alleine und im Stich gelassen, da es noch immer kein gutes Mentoring gibt. Als studierter Lehrer und Pädagoge kenne ich die spezifischen Probleme und meine eigenen Grenzen in Schulklassen. Ich biete Coaching und Supervision (Einzel-, Gruppen- und Teamsupervision) für Lehrer*innen an. Gerne auch online. Falls es Ihnen psychisch schlecht geht, gibt es bei mir auch die Möglichkeit der Psychotherapie.
Sex und Sexualitäten - Supervision für Helfer*innen
von Florian Friedrich 18. November 2025
Supervision für Pädagog*innen, Psychotherapeut*innen und Psycholog*innen in Salzburg / Wien / Hamburg Alle Menschen, die professionell, psychologisch und pädagogisch mit Menschen arbeiten, haben es früher oder später mit der Sexualität ihrer Klient*innen und Patient*innen zu tun, seien es Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder alte bis hochb etagte Personen. Dabei stoßen wir manchmal auch an unsere eigenen Grenzen und werden mit unserer eigenen Sexualität konfrontiert. Coaching und Supervision können Ihnen helfen, kompetent und professionell mit der Sexualität Ihrer Schutzbefohlenen umzugehen. Ich bin Sexualtherapeut und Psychotherapeut mit dem Schwerpunkt Körperpsychotherapie und Trauma in Salzburg und Hamburg. In diesen Städten sowie in Wien komme ich auch gerne in Ihre Organisation oder Einrichtung. Des Weiteren sind auch online-Supervisionen und online-Coachings möglich. Ich biete sowohl Team- als auch Einzelsupervisionen an.
Frauen und HIV – Psychologische Hilfe in Salzburg / Hamburg
von Florian Friedrich 18. November 2025
Beratung und Unterstützung in Salzburg / Hamburg Frauen, die mit HIV infiziert sind, sehen sich mit spezifischen Schwierigkeiten, Stigmatisierungen und Herausforderungen konfrontiert, die Männer so nicht erleben müssen. Verhütung, Schwangerschaft und Stillen stellen wichtige Themen für sie dar. Heute ist es ja möglich, dass HIV-positive Frauen ihre K inder auf natürlichem Weg (ohne Kaiserschnitt) gebären und stillen können. Der Grund dafür liegt darin, dass Menschen HIV nicht mehr weitergeben können, wenn sie die medikamentöse HIV-Therapie konsequent einnehmen. Eine Mutter ist dann nicht mehr ansteckend für ihr Kind. Ich biete psychologische Hilfe und Psychotherapie an, wenn Sie als Frau unter Ihrer HIV-Infektion seelisch leiden oder Stigmatisierungen erleben müssen. In Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Salzburg kann ich im Bundesland Salzburg kostenlose Psychotherapieplätze für Menschen anbieten, die ein geringes Einkommen haben.