Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapie, Beratung und Coaching


Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine

 für neue Klient*innen anbieten.

Symptome aus hypnosystemischer Sicht

Florian Friedrich • 18. März 2025

Symptome sind wertvolle Botschafter von Bedürfnissen

Aus hypnosystemischer Sicht (Gunther Schmidt) sind Symptome immer wichtige Rückkopellungsinformationen über nicht beachtete Bedürfnisse.


Beispiel:

Hubert ist schwul und unterdrückt seine Bedürfnisse nach Liebe, Erotik, Zärtlichkeit und Sexualität. Da dieses Unterdrücken viel Kraft und Lebensenergie kostet, wird Hubert zunehmend depressiver und suizidal. Seine Depressionen und seine Lebensmüdigkeit weisen ihn darauf hin: "Lebe Dein Leben, hör auf Deine homosexuellen Bedürfnisse"


Lesen Sie in diesem Artikel über Symptome aus hypnosystemischer Sicht.

Symptome aus hypnosystemischer Sicht

Es kann, je nach Kontext in dem wir leben, auch sehr kompetent sein, eigene Bedürfnisse zu unterdrücken. In diesem Fall bilden wir meist Symptome aus. D.h. die Unterdrückung von Bedürfnissen kostet immer einen Preis.


Beispiel zu Homosexualität

Omid ist schwul und lebt im Iran. Da ihm dort Gefängnis, Folter und Todesstrafe drohen, wenn er seine Homosexualität auslebt, unterdrückt er seine Homosexualität. Weil ihn diese Unterdrückung massiv belastet, wird er depressiv und bekommt Panikattacken. Dennoch ist das nicht-Ausleben seiner Homosexualität in diesem homophoben menschenverachtenden Kontext eine hohe Kompetenz und eine Entscheidung für das Leben. Seine belastenden Symptome sind ein geringerer Preis als etwa Folter und Todesstrafe. Es wäre äußerst inkompetent, wenn er seine Homosexualität im Iran völlig frei ausleben würde.


Wie wir Symptome und Probleme unwillkürlich aufrechterhalten

  1. Wir pathologisieren Rückmeldungen zu eigenen Bedürfnissen.
  2. Wir werten diese Rückmeldungen noch mehr ab.
  3. Wir bekämpfen diese Rückmeldungen.
  4. Dies verstärkt Problem aufrechterhaltende Muster.
  5. Wir werten uns für unsere Symptome stark ab.
  6. Wir formulieren Zielvorstellungen, die unerreichbar sind.
  7. Wir erachten Diagnosen als eine umfassende Aussage über uns als ganze Person.


Beispiel:

Der oben erwähnte Hubert unterdrückt seine Homosexualität, weil er verinnerlicht hat, dass Homosexualität pervers, krank und pathologisch sei.

Anstatt seine Depression als Botschafterin von wichtigen Bedürfnissen ernst zu nehmen, unterdrückt er diese, kämpft dagegen an und reißt sich zusammen. Hierauf wird er noch depressiver. Dies wertet Hubert als noch pathologischer: Er sei eben schwach, krank und ein Weichei. Er verstärkt dieses Muster so lange, bis er suizidal wird.

Auch diese Suizidalität wertet Hubert noch immer ab. Er bleibt bei seinem nicht erreichbaren Ziel: "Ich muss meine Homosexualität weg spalten und heterosexuelle Gefühle entwickeln".

Als Hubert nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie landet und dort die Diagnose "Schwere depressive Episode" erhält, wertet er diese Diagnose als eine Bestätigung, wie schwach und schlecht er doch sei.


Eine der Hauptprämissen der Hypnosystemik ist, dass jeder Mensch über ein großes Repertoire an hilfreichen Kompetenzen verfügt. Der hypnosystemische Ansatz fragt immer, wie eine Person auf unwillkürlicher Ebene ihr Erleben erzeugt und selbst reguliert. Meist ist uns dies weder bewusst noch ein Akt des Willens.


Wie kann hier nun die hypnosystemische Beratung und Therapie intervenieren?

Ich möchte wieder den oben genannten Hubert als Beispiel heranziehen.

Ein wichtiger Schritt besteht in der Arbeit mit Hubert darin, zu ergründen, wie er seine Symptome unbewusst und unwillentlich aufrechterhält.

Danach geht es darum, ihm gezielte Interventionen anzubieten, d.h. es geht um das Einfügen von Unterschieden, um sein bisher dominierendes Erlebnisnetzwerk zu verändern.

Dies meint, dass ich als Therapeut Hubert assistiere, um freundlicher mit sich selbst umzugehen und seine strenge (homophobe) Seite zu würdigen und zugleich zu distanzieren.


Dieser Text ist inspiriert von den vielen Vorträgen, die ich von Gunther Schmidt gehört habe.

Diagnostik aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 21. März 2025
Diagnosen sagen nichts über unsere Klient*innen aus Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt. Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger. Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten. 
Die Polyvagaltheorie in der Traumatherapie
von Florian Friedrich 20. März 2025
Was ist die Polyvagaltheorie? Die Polyvagaltheorie geht auf den Psychiater Stephen W. Porges zurück. Sie beschreibt eine neue Sichtweise auf das Autonome Nervensystem . Dieses scannt permanent unsere Umwelt und andere Menschen ab, ob wir sicher oder bedroht sind. Jener Vorgang ist unwillkürlich und ist uns meist völlig unbewusst. Sicherheit ist für uns im Leben das Wichtigste. Das Parasympathische Nervensystem teilt sich noch einmal auf und hat ein soziales Nervensystem , den ventralen Vagus, als Zweig. Dieses wird durch Traumata massiv beeinflusst und arbeitet dann anders. Das Soziale Nervensystem wird durch die Beziehung, Fürsorge und Coregulation unserer Eltern bzw. ersten Bezugspersonen gut ausgebildet und kann dann effektiv und optimal arbeiten. Übrigens: Die Polyvagaltheorie ist in der Wissenschaft umstritten und konnte bis heute empirisch nicht nachgewiesen werden . Das ändert aber nichts an der Praxis der modernen Traumatherapie. In der praktischen Umsetzung hilft die Polyvagaltheorie, und wer heilt, der hat bekanntlich recht.
Hypnosystemische Psychotherapie und Beratung
von Florian Friedrich 18. März 2025
Beratung, Coaching und Therapie mit hypnosystemischen Ansätzen Der hypnosystemische Ansatz von Gunther Schmidt ist ein wissenschaftlich-fundierter Ansatz für Beratung, Coaching, Therapie und Organisationsentwicklung. Er arbeitet mit Erkenntnissen der modernen Hirn- und autobiografischen Gedächtnisforschung, der Systemtheorie, der Hypnose und der Hypnotherapie, der Embodiment-Forschung und der Priming-Forschung. Gunther Schmidt hat aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der verschiedenen Disziplinen ein breites Repertoire an Methoden, Techniken und Tools entwickelt, wobei er immer postuliert: " Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie ". Zugleich ist die Hypnosystemik auch eine Haltung zur Welt und zu den Mitmenschen, die weit über Techniken hinausgeht. Denn wer nur mit Tools arbeitet, der " wird rasch zum Tooligan " (Schmidt). Ich biete hypnosystemische Psychotherapie und Beratung in Salzburg / Hamburg an.
Rituelle Sexuelle Gewalt ist eine Legende
von Florian Friedrich 13. März 2025
Das Verschwörungsnarrativ von Michaela Huber Insgesamt gibt es mindestens 20 Definitionen von Ritueller Gewalt (RG). Dieser Artikel bezieht sich auf die Verschwörungstheorie der berühmten Traumatherapeutin Michaela Huber, ein Narrativ, das leider in der Therapieszene noch immer als selbstverständlich hingenommen und zu wenig hinterfragt wird. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Rituelle Sexuelle Gewalt (nach Michaela Huber) und Satanic Ritual Abuse (SRA) Legenden und klassische Verschwörungstheorien sind.
Share by: