Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapeut (Existenzanalyse)
Mail: florian.friedrich@psychotherapie-salzburg.de
Adressen: Innsbrucker Bundesstraße 47
und Fürstenallee 9
5020 Salzburg
Österreich
Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapeut (Existenzanalyse)
in Salzburg / Hamburg
Wichtig: Ich kann erst ab Anfang Februar 2025 wieder freie Plätze und Erstgespräche anbieten.
Die Polyvagaltheorie geht auf den Psychiater Stephen W. Porges zurück. Sie beschreibt eine neue Sichtweise auf das Autonome Nervensystem. Dieses scannt permanent unsere Umwelt und andere Menschen ab, ob wir sicher oder bedroht sind. Jener Vorgang ist unwillkürlich und ist uns meist völlig unbewusst.
Sicherheit ist für uns im Leben das Wichtigste. Das Parasympathische Nervensystem teilt sich noch einmal auf und hat ein soziales Nervensystem, den ventralen Vagus, als Zweig. Dieses wird durch Traumata massiv beeinflusst und arbeitet dann anders.
Das Soziale Nervensystem wird durch die Beziehung, Fürsorge und Coregulation unserer Eltern bzw. ersten Bezugspersonen gut ausgebildet und kann dann effektiv und optimal arbeiten.
Übrigens: Die Polyvagaltheorie ist in der Wissenschaft umstritten und konnte bis heute empirisch nicht nachgewiesen werden. Das ändert aber nichts an der Praxis der modernen Traumatherapie. In der praktischen Umsetzung hilft die Polyvagaltheorie, und wer heilt, der hat bekanntlich recht.
Das Autonome Nervensystem hat Einfluss auf unsere Atmung, auf unseren Puls, auf unseren Muskeltonus, auf unsere Prosodie, auf unsere Verdauung und auf unsere Gefühle, Emotionen und Instinkte, sprich: auf unseren ganzen Körper und unsere Psyche.
Alle Signale unserer Umwelt und Mitwelt, aber auch aus unseren inneren Organen fließen in diesen Prozess, der auch Neurozeption genannt wird, mit ein.
Je nach Einschätzung unseres Autonomen Nervensystems werden dann verschiedene neurophysiologische Vorgänge in Gang gesetzt.
Sind Menschen schwer oder komplex traumatisiert, so kommt unser Autonomes Nervensystem rasch zu einer völlig falschen Einschätzung unserer Realität und signalisiert uns etwa dann Todesgefahr oder höchste Bedrohung, wenn wir objektiv in völliger Sicherheit sind. D.h. die Einschätzung fällt falsch-negativ aus. Wir beginnen zu zittern, unser Puls steigt, wir atmen flacher und fühlen Todesangst.
In der Übererregung oder Untererregung schaltet sich unser Soziales Nervensystem aus, d.h. immer dann, wenn wir aus dem Toleranzfenster fallen. Wir geraten in den Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsmodus, können Gesichter nicht mehr erkennen und lesen, hören Stimmen schlechter und erleben andere als bedrohlich und feindlich Darüber hinaus werden das Gesicht, die Augenpartie und die Mimik starrer und fester.
Darauf reagieren in der Resonanz wiederum unsere Mitmenschen und zwar meist negativ, und es entstehen rasch schwierige Teufelskreisläufe.
Ein zu empfindlich eingestelltes Autonomes Nervensystem ist ein typisches Traumafolgesymptom und wurde implizit erlernt. Die Betroffenen fühlen sich dann rasch hilflos, ausgeliefert, zutiefst bedroht und in einer permanenten Habachtstellung. Ich selbst habe aufgrund der Übererregung meines Autonomen Nervensystems Jahre lang in einer Trotz- und Kampfhaltung festgesteckt und wurde immer wieder von heftiger Schuld, Wut, Rage oder Hass überflutet. Viele Freundinnen von mir hingegen leben eher so, als seien sie ständig auf der Flucht.
Wir beruhigen uns vor allem durch Bindungen und Beziehungen. Diese werden jedoch gerade bei Menschen mit Entwicklungstraumen als besonders bedrohlich erlebt. Darum ist es so wichtig, innerhalb der Traumatherapie gesunde Bindungsmuster zu erfahren und auch selbst zu lernen.
Die Erkenntnisse der Polyvagaltheorie führen uns vor Augen, dass unsere Patient*innen und Klient*innen nur dann gut mit uns arbeiten können, wenn sie sich bei uns absolut geschützt und sicher fühlen. Halt und Sicherheit sind also die wesentlichen Voraussetzungen einer modernen Traumatherapie. Dazu muss ich mich als Therapeut selbst sicher und geerdet fühlen, weil ich dann mit meinem gut regulierten Nervensystem mein Gegenüber coregulieren kann.
Unsere Klient*innen sollten daher immer innerhalb des Window of Tolerance sein, da nur dann ihr Soziales Nervensystem aktiv ist.
Dieser Vorgang ist oft sehr aktiv und intensiv: Meine Klientin überträgt mir beispielsweise ihre Angst, Ihre Unsicherheit, ihren inneren Druck und ihren Stress. Ich fühle diese in meiner Gegenübertragung bzw. Resonanz, erde mich, stelle innere Sicherheit und tiefe Entspannung in mir her und übertrage diese wiederum zurück auf meine Klientin. Dies kann verbal, mimisch, durch meine Körperhaltung, durch meine Prosodie oder durch eine Halt gebende Berührung geschehen.
Aber auch die Chemie zwischen mir und meinen Patient*innen muss unbedingt stimmen. Ähnlich wie das ja auch in guten Freundschaften ein wesentlicher Baustein ist. Mir gefallen die Worte der Traumatherapeutin und Betroffenen Dami Charf, dass wir nur Klient*innen aufnehmen sollten, mit denen wir auch auf einen Tee gehen würden. Oder frei nach Daniel Siegel: Eine Psychotherapie ist eine Liebesbeziehung auf ein bis zwei Stunden pro Woche beschränkt, die das Sexuelle ausschließt.
Dann ist es wichtig, dass unsere Kommunikation sich einstimmt und vor allem rechtshemispherisch stattfindet.
Wesentliche therapeutische Bausteine sind hier:
Dabei müssen meine Körpersprache, meine Mimik, meine Blick, meine Körperhaltung und meine Prosodie ganz kongruent sein.
Auf diese Weise können sich meine Klient*innen und Patient*innen zutiefst verstanden fühlen und sich langsam sicherer fühlen, und ich kann dann mein Gegenüber leichter und rascher coregulieren.
Meine Klient*innen können auf diese Weise heilsame und korrigierende Beziehungserfahrungen sammeln und lernen sich durch meine Coregulation besser selbstzuregulieren.