Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapeut (Existenzanalyse)
Mail: florian.friedrich@psychotherapie-salzburg.de
Adressen: Innsbrucker Bundesstraße 47
und Fürstenallee 9
5020 Salzburg
Österreich
Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapie, Beratung und Coaching
Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine
für neue Klient*innen anbieten.
Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt.
Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger.
Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten.
Diagnosen fokussieren die Aufmerksamkeit auf Pathologien, auf Defizite und auf Störungen, nicht auf Ressourcen. Sie beachten nicht den Kontext, in dem ein Symptom auftritt. Sie suggerieren Therapeut*innen und Patient*innen Krankheiten und Inkompetenzen. Damit laden Diagnosen zu negativen Problemtrancen ein und können Patient*innen (und uns Therapeut*innen ebenso) schwächen.
Aus einer hypnosystemischen Haltung wäre aber genau das Gegenteil notwendig: Wir sollten stets Ressourcen fördern und Kompetenzen aktivieren. Da die Kassen diese am Defizit orientierten Diagnosen wollen, geraten wir als Psychotherapeut*innen immer wieder in Zwickmühlen.
Diese Zwickmühlen und Double-Binds lassen sich aber in guter hypnotherapeutischer Tradition utilisieren, da in praktisch allen Symptomen Kompetenzen stecken. Symptome sind Botschafterinnen für anerkennenswerte Bedürfnisse und damit Lösungsversuche, die wir in Therapie, Beratung und Coaching zieldienlich nutzen können.
Damit lassen sich Symptome übersetzen in wertvolle Kompetenzen des Feedbacks für wichtige Bedürfnisse. Zugleich können wir unseren Klient*innen und Patient*innen helfen, das Wertvolle in ihren Symptomen zu bergen, um daraus gesünderen Lösungen zu entwickeln.
Als Therapeut*in kann ich zudem Zwickmühlen utilisieren, welche entstehen, wenn ich für die Kassen pathologisierende ICD-10-Diagnosen stellen muss, etwa indem ich meinen Patient*innen meine Zwickmühlen metakommuniziere und wir hilfreiche Metaebenen aufbauen.
Diagnosen sagen alles über das Wertsystem der Krankenkassen und Versicherungen aus, aber so gut wie nichts über unsere einzigartigen Klient*innen. Niemand hat z.B. Borderline oder ist Borderline, er zeigt nur in einem gewissen Kontext dementsprechende Interaktionsmuster, die verdinglichend als "Borderline" bezeichnet werden.
Ich erörtere meinen Klient*innen und Patient*innen genau, welche negativen Auswirkungen manche Diagnosen haben können. Genau darin sehe ich meine berufsethische Verantwortung, Expertise und Professionalität. Wenn etwa jemand eine Lebensversicherung abschließen möchte, dann warne ich vor bestimmten Diagnosen und wir wählen dialogisch eine möglichst schonende Diagnose aus. Das bringt meine Klient*innen in die Selbstwirksamkeit und Kompetenz und bewahrt ihre Würde.
Vor dem Hintergrund, dass Diagnosen lediglich Realitätskonstruktionen darstellen, die niemals abbilden, wie es wirklich ist und die immer auf ihre Zieldienlichkeit geprüft werden müssen, erachte ich diese meine Haltung als äußert bedeutsam.
Dieser Text ist inspiriert von den vielen Vorträgen zum Thema Diagnostik, die ich von Gunther Schmidt gehört habe.