Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapie, Beratung und Coaching


Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine

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Rituelle Sexuelle Gewalt ist eine Legende

Florian Friedrich • 4. März 2025

Das Verschwörungsnarrativ von Michaela Huber

Insgesamt gibt es mindestens 20 Definitionen von Ritueller Gewalt (RG). Dieser Artikel bezieht sich auf die Verschwörungstheorie der berühmten Traumatherapeutin Michaela Huber, ein Narrativ, das leider in der Therapieszene noch immer als selbstverständlich hingenommen und zu wenig hinterfragt wird.


Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Rituelle Sexuelle Gewalt (nach Michaela Huber) und Satanic Ritual Abuse (SRA) Legenden und klassische Verschwörungstheorien sind.

Rituelle Sexuelle Gewalt ist eine Legende

Lydia Benecke "Satanisch Panisch" – Geist Heidelberg Halloween Special

Rituelle Gewalt (RG) ist ein Verschwörungsnarrativ, welches behauptet, dass Gruppierungen im Untergrund planmäßig und systematisch Kinder und Jugendliche foltern und körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt an ihnen ausüben.

Bis heute mangelt es komplett an unabhängigen Beweisen, die die Existenz geheimer Kulte und derer Verbrechen bestätigen.


Unter das Narrativ der Rituellen Gewalt fallen auch die Satanic-Panic und die Mind-Control-Theorie. Berichte über Fälle ritueller Gewalt werden auf Erinnerungsverfälschungen zurückgeführt. Wenn etwa Psychotherapeut*innen ihre Patient*innen suggestiv befragen, dann kann es rasch zum False-Memory-Syndrome kommen. Eine reißerische Berichterstattung der Medien, Fake-News und Behandlungsfehler in Traumatherapien tun ihr Übriges.

Die meisten Informationen zu Ritueller Gewalt stammen aus Workshops, Seminaren, Symposien und Vorträgen, und es scheint so, als ob viele dieser Schulungen einen missionarischen Charakter haben. Damit werden Michaela Huber und ihre Anhänger*innen dem sehr ähnlich, was sie bekämpfen: Sie arbeiten mit Suggestionen, Gehirnwäsche, dem Induzieren falscher Erinnerungen und Manipulationen von Schüler*innen und Traumaopfern.

Erwachsene Menschen behaupten mehrheitlich unter Hypnose, dass sie als Kinder von satanischen Kulten missbraucht wurden. Diese "rückgeführten" Menschen spielen eine wichtige Rolle bei der Legitimierung der anti-satanistischen Bewegung und werden als Zeug*innen angeführt.

Ich möchte hier betonen, dass ich selbst Hypnotherapeut und Hypnosystemiker bin und von den renommierten Größen dieses Faches (Gunther Schmidt, Bernhard Trenkle) immer wieder auf die Gefahr falscher Erinnerungen hingewiesen wird. Gunther Schmidt erachtet die Satanic Panic als ein abschreckendes Beispiel für Fehlbehandlungen, Manipulationen durch Therapeut*innen und unethische Hypnose.


Das Narrativ behauptet, dass Menschen gezielt durch Folter programmiert werden können und bei ihnen bewusst eine Dissoziative Identitätsstörung herbeigeführt werde. Das Ganze werde durch die Reichen, Mächtigen, durch die Politik und sogar durch die Justiz verheimlicht und sogar gefördert. Gerade dass die Rituelle Gewalt nicht empirisch (nach Popperschen Wissenschaftskriterien) nachzuweisen ist, sei DER Beweis für ihre Existenz.


Der Artikel auf Wikipedia fasst den aktuellen wissenschaftlichen Stand gut zusammen und kann wissenschaftlich beweisen, dass es sich bei der Rituellen Gewalt um eine Verschwörungstheorie handelt.


Was macht eine Verschwörungstheorie wie die der Rituellen Gewalt aus?

Folgendes Denken ist typisch für Verschwörungsnarrative:

  • Alles Geschehen ist auf absichtsvolle Handlungen der Verschwörer*innen zurückzuführen. Zufälle werden ausgeschlossen.
  • Alles Offensichtliche wird bezweifelt. Nichts ist einfach nur so, wie es uns erscheint, denn dahinter steckt immer eine geheime Wahrheit.
  • Alles ist miteinander verbunden. Es gibt geheime Muster.
  • Der wissenschaftliche Consent, Erklärungen von offizieller Seite, von den Behörden und der Justiz werden abgelehnt, ja, gerne wird sogar behauptet, dass diese selbst Teil der Verschwörung (hier der Rituellen Gewalt) seien.
  • Kritiker*innen, wie etwa Lydia Benecke oder ich, werden als Teilnehmer*innen der vermuteten Verschwörung unglaubwürdig gemacht.
  • Die Verschwörungstheoretiker*innen behaupten im Besitz geheimer Informationen zu sein, die sonst niemand kenne. So behauptet Michaela Huber, mehr als die Polizei und die Justiz zu wissen.
  • Dieses Denken wird durch Pseudeo-Belege untermauert, die im Widerspruch zu rationalen und empirischen Erkenntnissen stehen. Deshalb ist es auch nicht möglich, den Gläubigen eines solchen Narrativs deren Phantasien zu widerlegen. Man wird dann selbst in ihr paranoides Weltbild eingebaut. So wurde ich etwa von einem Psychotherapeuten verdächtigt, Teil einer okkulten geheimen Verschwörung zu sein, weil ich Hubers Mythos vehement kritisiere. 
  • Argumente werden häufig wiederholt. Aus der Hypnoseforschung und Hypnotherapie wissen wir heute, dass eine Botschaft durch das Wiederholen besonders tief verankert werden kann und dann umso glaubwürdiger wirkt.


Kritiker*innen werden angefeindet

Sehr verwirrend ist zudem bei der RG-Theorie, dass deren Anhänger*innen in öffentlichen Debatten ihre Verschwörungsnarrative immer wieder mit tatsächlich stattfindendem Kindesmissbrauch nennen, eine ganz klassische Konfusionstechnik, wie sie Milton Erickson und Gunther Schmidt in der Hypnotherapie beschreiben. Auch viele Angehörige der Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie werden dadurch verwirrt.

Die RG-Theorie beinhaltet jedenfalls viel mehr als organisiertes Verbrechen, Menschenhandel und organisierte sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.


Kritiker*innen wie mir oder Lydia Benecke wird dann gerne unterstellt, sie würden generell organisierte sexualisierte Gewalt verharmlosen, verleugnen und abstreiten. Ich selbst wurde schon öfters mit solchen Unterstellungen konfrontiert, ja sogar damit, dass ich Täter*innennetzwerke schütze und Teil der okkulten Verschwörung sei, was ich als spaltend, bedrohlich, nervend und als belastend erlebe, weshalb ich diese Texte schreibe, um derartige Unterstellungen besser zu verarbeiten. 


Fakt ist: Ich kann Michaela Hubers Verschwörungstheorie der Rituellen Gewalt massiv kritisieren UND die Existenz von organisiertem Kindesmissbrauch und anderen schweren Verbrechen anerkennen. Ich selbst bin zu dieser Ambivalenz und dem SOWOHL-ALS-AUCH fähig und arbeite daher als Traumatherapeut im Opferschutz mit Jugendlichen und Erwachsenen, die Opfer von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt sind.

Verschwörungstheorie: Vom satanisch-rituellen Missbrauch (Lydia Benecke u.a.) Skepkon 2018

Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke ist eine der schärfsten Kritikerinnen von Michaela Hubers moderner Legende. Auch Lydia Benecke wird von Hubers Jünger*innen seit Jahren unterstellt, dass sie eine Satanistin sei, "die Blut- und Leichenteile in ihrer Wohnung horten würde". Derartige Ideologien sprechen nicht gerade für die psychische Stabilität und Gesundheit von Hubers Anhänger*innen. Michaela Huber behauptet sogar, dass sie bei Benecke eine "Domina-Aura" wahrnehme, was alles über Michaela Huber und ihr esoterisches Wertsystem aussagt und gar nichts über Lydia Benecke.

Offensichtlich ist Lydia Benecke ein wandelnder Rorschachtest für eigene ungeliebte Seiten, Schattenanteile oder perverse Fantasien von Mord, Verstümmelung, Kindesmord, Sadismus, sexuelle Gewalt und Satanismus


Würde ich einer Patientin /einem Patienten glauben, wenn er / sie mir erzählte, dass er/ sie Opfer von Ritueller Gewalt ist?

Ja, natürlich würde ich ihr / ihm glauben. Wenn ein Mensch klare Erinnerungen an kindliche Gewalterfahrungen hat, dann glaube ich ihm immer. Zudem ist es ja durchaus möglich bzw. wurden Vergewaltigungen, sexualisierte Gewalt an Kindern und Folter durch Sekten und satanistische Kultgemeinschaften bereits vereinzelt nachgewiesen. Mit dieser Definition von Gewalt im Rahmen von Ritualen habe ich kein Problem, da derartige Verbrechen empirisch nachgewiesen wurden, siehe etwa auch die vielen sexuellen Übergriffe innerhalb christlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften.


Nicht glauben würde ich einer Person aber, dass es okkulte, geheime Netzwerke im Untergrund gebe, welche systematisch Menschen umprogrammieren bzw. abrichten und die von Polizei, Justiz und den Großen und Mächtigen gedeckt werden.

Ich würde dem / der Patient*in diesen paranoiden (fast schon schizophrenen) Glauben aber auch nicht ausreden, weil ich das bei keinem Glaubenssystem mache. Aus der Arbeit mit schizophrenen Patient*innen wissen wir, dass das Ausreden eines Wahns kontraproduktiv ist, da mich der wahnhafte Mensch dann in sein Wahnsystem einbauen und dann auch mich verdächtigen würde (was die Jünger*innen Michaela Hubers und auch manche meiner Psychotherapeut*innen-Kolleg*innen ebenfalls tun).

Vielmehr würde ich mit ihr /ihm üben, wie er / sie heute innere und äußere Sicherheit herstellen kann.

Wenn etwa jemand an Deep State oder Flat Earth glaubt, dann lasse ich ihm /ihr diesen Glauben, ich übernehme aber sein paranoides (manchmal schon schizoides oder gar schizophrenes) Glaubenssystem nicht, da ich meinen Patient*innen schaden würde, wenn ich selbst paranoid und ängstlich würde.

Zudem möchte ich als Vertreter des hypnosystemischen Ansatzes (Gunther Schmidt), der sehr wohlmeinend bezüglich Glauben und Spiritualität ist, meinen Klient*innen, Patient*innen und Coachees vermitteln, dass es ein Miteinander unterschiedlicher Welt- und Glaubenssysteme geben darf und wir mit Unterschieden erwachsen umgehen können. Wir müssen uns nicht fundamentalistisch bekriegen, sondern können lernen, gut mit Ambivalenzen umzugehen.

Jedoch würde ich mich fragen, woher der / die Patient*in diesen Glauben hat, ob er / sie etwa in einer unseriös durchgeführten Therapie mit Rückführung und anderen Behandlungsfehlern war, in die Fänge eines Verschwörungstheoretikers / einer Verschwörungstheoretikerin geraten ist und ihm falsche Erinnerungen manipuliert wurden.


So tolerant ich bei meinen Klient*innen bin, so streng bin ich bei Angehörigen von Psy-Berufen und professionellen Helfer*innen, die aktiv mit dem Verschwörungsnarrativ von SRA, Mind-Control und Ritueller Gewalt (nach Michaela Huber) arbeiten und damit ihre Patient*innen noch ängstlicher machen oder sogar neu traumatisieren. Rituelle Gewalt wird dann rasch zu einer Gruppenpsychose, in der sich alle Akteur*innen in wechselseitigen, zirkulären Prozessen immer mehr in einen kollektiven Wahn hinein hypnotisieren.

Unsere traumatisierten Patient*innen haben sich das wirklich nicht verdient.


Deshalb fordere ich auch den Entzug der Berufsberechtigung von Psychotherapeut*innen und anderen Helfer*innen (darunter auch Michaela Huber selbst), die aktiv die Mythen von SRA und Ritueller Gewalt verbreiten und dementsprechend ihre Patient*innen manipulieren. Derartige Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und Psychiater*innen sollten am besten ihren Beruf wechseln.

Um ihre Profession wieder ausüben zu dürfen, sind strenge Kontrollen, hohe Auflagen und verpflichtende Supervisionen notwendig, da es sich meines Erachtens beim aktiven Glauben an Rituelle Gewalt um eine Déformation professionnelle handelt, sofern die betroffenen Helfer*innen ihre Haltungen und Methoden aus dem Verschwörungsnarrativ ableiten.


Diese Forderung zur Entziehung der Berufserlaubnis bezieht sich selbstverständlich nicht auf jene Kolleg*innen, die nicht wissen, dass es sich bei SRA und Ritueller Gewalt um Verschwörungsnarrative handelt. Sie bezieht sich auf all diejenigen, die aktiv an dem Irrglauben festhalten und ihre Patient*innen dementsprechend verängstigen, verunsichern und traumatisieren.

Satanic Panic Update 2

trans*identität – Supervision und Teamsupervision
von Florian Friedrich 8. März 2025
Gruppensupervision für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, Gutachter*innen, Pädagog*innen, Therapeut*innen und andere Berufsgruppen Ich biete regelmäßig an Samstagen von 11 bis 13 Uhr eine kostenlose online Supervisionsgruppe / Intervisionsgruppe für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die trans*Personen auf ihrem Weg der Transition in ihr Wunschgeschlecht begleiten und/oder Gutachten bzw. Stellungnahmen für Hormontherapien und Operationen verfassen. In dieser Gruppe können wir alle viel voneinander lernen, Fallvignetten einbringen, unser Schwarmwissen bündeln, netzwerken und auch Länder übergreifend zusammenarbeiten. Die Gruppe ist offen, d.h. Sie können jederzeit dazustoßen. Ich selbst koordiniere die Gruppe nur, bin aber im Sinne der Intervision ein Teil der Gruppe und nicht deren Leiter. In der Gruppe können Einzelfälle, aber auch Themen eingebracht werden. Mögliche Themen sind: Gutachten erstellen Sorgen wegen Detransition und Fehldiagnosen Rechtliches und Haftung bei Detransition Autismus, ASS und ADHS in der Kombination mit trans*Identitäten genderfluide und non binäre Lebensweisen Rechtliche Aspekte Andere LGBTIQA* Themen Wann sind die nächsten Termine? Samstag, 8. März 2025 von 11 bis 13 Uhr Samstag, 10. Mai 2025 von 11 bis 13 Uhr Samstag, 12. Juli 2025 von 11 bis 13 Uhr Einzeln oder im Team Des Weiteren biete ich (kostenpflichtige) Supervisionen (einzeln oder Teamsupervision) und Coaching für helfende Berufsgruppen an, die mit trans*identen (transgender, transsexuellen, diversen, nicht binären, genderfluiden) Personen arbeiten, etwa für Pädagog*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Ärzt*innen und Gutachter*innen. Die Supervisionen sind auch online möglich. Viele Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sind sich unsicher, wie sie mit trans*Personen und der Geschlechtsidentität von Menschen arbeiten und therapeutisch vorgehen sollen und lehnen dann trans*idente und non-binäre Menschen ab. Unter Umständen liegt dies daran, dass trans*Personen oft gar keine klassische Psychotherapie benötigen, da es ja nicht um die Heilung von Symptomen oder einer psychischen Erkrankung geht, sondern vielmehr um eine aktive Unterstützung auf dem Weg der Transition und der persönlichen Entwicklung. Insofern stellt eine Zwangs-Psychotherapie für uns als Helfer*innen, aber auch für unsere Klient*innen / Patient*innen eine Restriktion dar, die oft als entwürdigend erlebt wird.
Diagnostik aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 6. März 2025
Diagnosen sagen nichts über unsere Klient*innen aus Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt. Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger. Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten.
Täterintrojekte - was ist das?
von Florian Friedrich 5. März 2025
Wenn der/die Täter*in innerlich immer da ist Die Bezeichnung "Täterintrojekt" ist völlig veraltet, pathologisierend, unglücklich, irreführend und aus meiner hypnosystemischen Sicht wenig ziel-dienlich. Dennoch möchte ich in diesem Artikel erläutern, was damit gemeint ist. Das Wort " Introjekt " leitet sich vom Lateinischen " intro " (zu Deutsch: hinein, herein) und " iacere " (zu Deutsch: werfen) ab. Ganz typisch nach schweren Traumatisierungen in der präverbalen Lebensphase, also in der frühesten Kindheit, ist es, dass sich täterloyale Muster ausbilden. Die Opfer verhalten sich in Abwesenheit der Täter*innen so, als ob diese anwesend wären. Es entwickelt sich die verkörperte Wahrnehmung, dass die Täter*innen richtig seien und ich selbst falsch. Dies führt zu einem tiefen Selbsthass. Die Opfer introjizieren zudem das Bild des schlechten, bösen und ungeliebten "Kindes", welches ihnen von den Täter*innen (meist von den Eltern oder anderen nahen primären Bezugspersonen) vermittelt wird. Die Täter*innen pflanzen also dem Kind ein Feindbild seiner selbst ein. Typisch für "Täterintrojekte" ist die toxische Scham, die zur Schamrage und zum Hass führen kann. Darum sind Pflegekinder, die im ersten Lebensjahr bei schwer psychisch kranken Eltern, drogensüchtigen Müttern oder schlagenden Vätern leben mussten, oft schwer gestört. Aufgrund ihrer Täterintrojekte entwickeln sie später auch dann eine Persönlichkeitsstörung, wenn sie in liebevollen Pflegefamilien aufwachsen.
Verschwörungstheorien: Rufschädigung von Michaela Huber?
von Florian Friedrich 3. März 2025
Was sind Rituelle Gewalt und Satanic Ritual Abuse (SRA)? Rituelle Gewalt und SRA gibt es nicht, sie sind ein Märchen, eine Urbane Legende. Das Konstrukt ist eine Verschwörungstheorie, die unter Psychotherapeut*innen weit verbreitet ist und nicht hinterfragt wird. Die bekannte Traumatherapeutin Michaela Huber gilt als eine der Hauptvertreterinnen dieser Theorie. Das Narrativ behauptet, dass geheime Organisationen, wie etwa Satanssekten, im Untergrund Kinder missbrauchen, foltern, abrichten und mittels Mind Control fernsteuern. Rituelle Gewalt werde von der Politik, von der Justiz, von der Polizei und den Reichen und Mächtigen verschleiert. Gerade der nicht empirische Nachweis der Rituellen Gewalt sei ein Beweis für deren Existenz. Auch Behandlungsfehler durch Traumatherapeut*innen und das Suggerieren falscher Erinnerungen sind kein Beweis für die Existenz Ritueller Gewalt. Wer sich kritisch dagegen äußert, der wird massiv angefeindet und ihm wird rasch unterstellt, dass er selbst ein Teil dieser großen Verschwörung sei oder zumindest generell Gewalt an Kindern rechtfertige, ganz nach dem Motto: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und auch gegen alle Opfer von Gewalt." Viele meiner Kolleg*innen wissen gar nicht, dass es sich bei dieser dümmlichen Theorie lediglich um ein Verschwörungsnarrativ handelt. Eine Klarstellung oder: Wer hat hier ihren eigenen einst guten Ruf geschädigt? Die bekannte Psychotherapeutin Michaela Huber verbreitet Verschwörungsgeschichten zu Satanismus, Satanic Panic und Ritueller Gewalt. Diese konnten bis heute nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Somit handelt es sich bei Ritueller Gewalt um eine Urbane Legende bzw. um ein Verschwörungsnarrativ, welches ein False-Memory-Syndrom suggerieren kann. Nachdem mir eine Kollegin auf einer Social-Media-Plattform unterstellt hat, ich würde bei der "renomierten" Kollegin Michaela Huber Rufschädigung und Diskreditierung begehen, dass diese mittlerweile entlastet worden sei (falsch!), dass ich ihren therapeutischen Ansatz abwerte (richtig, da fühle ich mich verstanden, wobei eine Verschwörungstheorie in meiner Welt kein psychotherapeutischer Ansatz ist) und dass mein Beitrag „vollkommen überflüssig sei“, habe ich ihr folgendes geantwortet: Michaela Huber gilt heute als sehr umstritten und wird sogar auf Wikipedia heftigst als Verschwörungstheoretikerin kritisiert. In Österreich würde ich Michaela Huber sofort bei der Ethikkommission melden, und eventuell würde ihr sogar die Zulassung als Psychotherapeutin entzogen werden, wenn sie sich nicht von ihren Verschwörungsgeschichten zur rituellen Gewalt distanziert. In Deutschland ist das leider etwas schwieriger. Michaela Huber wurde keinesfalls entlastet und konnte ihre Theorien bis heute nie beweisen. Ohne jedes Unrechtsbewusstsein oder die Bereitschaft, in einen wissenschaftlichen Dialog und Diskurs zu treten, verbreitet sie nach wie vor ihre esoterische Ideologie. So dürfen sich Psychotherapie-Schulen oder traumatherapeutische Ansätze, die einen seriösen Anspruch nach dem State-of-the-Art haben, nicht verhalten, so verhalten sich allerdings Sekten (was paradox ist, denn Huber postuliert ja, Satanssekten aufzudecken). Hier werden Huber und ihre Jünger*innen dem ganz ähnlich, was sie zu bekämpfen suchen.
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