Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapeut (Existenzanalyse)
Mail: florian.friedrich@psychotherapie-salzburg.de
Adressen: Innsbrucker Bundesstraße 47
und Fürstenallee 9
5020 Salzburg
Österreich
Mag. Florian Friedrich, BA
Psychotherapeut (Existenzanalyse)
in Salzburg / Hamburg
Wichtig: Ich kann erst ab Anfang Februar 2025 wieder freie Plätze und Erstgespräche anbieten.
Trans*Phobie“ meint die manifeste Gewalt oder Feindseligkeit gegenüber Personen, die trans*geschlechtlich (trans*gender, trans*ident, transsexuell, genderfluid, non-binär, Cross-Dresser, polygender …) sind.
Der Begriff „trans*Phobie“ ist etwas unglücklich, weil eine Phobie ja eine Angststörung vor bestimmten Dingen oder Situationen darstellt, etwa eine HIV-Phobie oder Spinnenphobie. Trans*negative Menschen hingegen attackieren trans*Menschen mitunter und agieren ihren Hass destruktiv aus. Bei einer Phobie meiden wir die Dinge oder Situationen, welche uns Angst machen. Trans*feindliche Menschen allerdings vermeiden trans*Personen keineswegs, sondern beschäftigen sich ganz besonders stark mit ihnen, verfolgen und diskriminieren sie.
Jedes Jahr werden etwa 360 trans*Personen ermordet. Somit verschleiert der Begriff „trans*Phobie“ das, worum es geht. Der Begriff „trans*Negativität“ bringt die negative, feindselige und mitunter hasserfüllte Haltung gegenüber trans*Menschen besser auf den Punkt, konnte sich allerdings bis dato nicht recht durchsetzen.
Auch in Deutschland und Österreich kommt es immer noch zu Morden oder schweren Gewaltverbrechen an trans*identen und queeren Menschen.
Die Ursache der trans*Negativität liegt vor allem in der inneren Unsicherheit der trans*negativen Menschen. Trans*Identität und trans*Geschlechtlichkeit erschüttern nämlich unsere Vorstellung von einer Welt, in der es entweder nur Frauen oder nur Männer gibt. Auch unsere sozialen Rollenvorstellungen (Gender) von Männlichkeit und Weiblichkeit werden durch das Phänomen der trans*Identitäten stark in Frage gestellt. Trans*Geschlechtlichkeit und Geschlechtsdysphorie führen uns vor Augen, dass soziale Privilegien und Rechte eben nicht am biologischen Geschlecht (Sex) festgemacht werden können oder gar biologisch determiniert sind, sondern sozial definiert werden.
Vor allem patriarchale Männer haben dann um ihre soziale Macht Angst.
Unsere dichotomen Geschlechtervorstellungen geraten dabei ins Wanken und manche Menschen, die sich in ihrer eigenen Identität nicht sicher sind, werden dadurch zutiefst verunsichert, fühlen sich bedroht und reagieren mit dem Copingmechanismus des Hasses.
Dies allein wäre noch nicht ein sonderlich großes Problem. Ich kann mich ja mit meinen Irritationen konstruktiv auseinandersetzen, meine negativen, aversiven Emotionen annehmen, um sodann gut und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Wir alle haben Vorurteile, können aber auch immer mit diesen Vorurteilen innerlich in Dialog treten und uns dazu verhalten, indem wir uns z.B. interessiert dem Phänomen zuwenden, dass uns verunsichert. Gefühle des Hasses können ein Warnzeichen sein, dass ich an meiner eigenen Identität arbeiten sollte, um selbstsicherer zu werden. Wenn ich Hass empfinde, kann ich erforschen, wodurch dieser Hass, der ja immer eine Reaktion auf eine Bedrohung darstellt, gerade in mir entsteht, was mir Angst macht und wie ich mit dieser Angst gut umgehen kann, etwa durch die Arbeit an meiner Selbstsicherheit oder durch wertschätzendes Interesse an dem Phänomen, das mir Angst und sekundär Hass bereitet.
Genau dies tun allerdings trans*negative Menschen nicht. Sie setzen sich nicht konstruktiv mit ihren Vorurteilen und mit ihrer Feindseligkeit auseinander, sondern reagieren diese im Außen ab.
Insgesamt ist es heute besser um die Akzeptanz von trans*Menschen bestellt als noch in den 1990er Jahren, und es ist daher erfreulich, wenn sich aufgrund dieser trans*freundlicheren Haltung immer mehr Menschen trauen, zu ihren personalen und authentischen Bedürfnissen nach trans*Geschlechtlichkeit zu stehen und diese in ihr Leben zu integrieren. Trans*Personen sind aufgrund dieser positiven gesellschaftlichen Entwicklungen heute oft jünger, wenn sie in ihr Coming-Out kommen, und ich erlebe immer wieder sehr positive Erfahrungen mit Eltern und Familienmitgliedern, die alles tun, um ihre trans*Kinder oder trans*Geschwister zu unterstützen und ihnen beizustehen.
Diese positiven Entwicklungen dürfen allerdings nicht davon ablenken, dass Trans*Negativität noch immer weit verbreitet ist und es immer wieder zu schwersten Formen der körperlichen und psychischen Gewalt bis hin zu Morden an trans*Menschen kommt. So berichtet das Trans Murder Monitoring weltweit von 375 Morden an trans*Personen zwischen Oktober 2020 und September 2021. Beim Trans Murder Monitoring handelt es sich um eine internationale Organisation, die die Zahl der Morde an trans*Personen sammelt und analysiert.
Zum Glück müssen trans*Menschen in Mitteleuropa nicht damit rechnen, dass sie permanent von Gewalt bedroht werden. Sie unterliegen allerdings auch in Österreich einem etwas größeren Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, vor allem dann, wenn sie als trans* erkennbar sind und offen auftreten.
Die meisten trans*Menschen, die ich kenne, werden nicht mit physischer und körperlicher Gewalt konfrontiert, allerdings manchmal mit psychischer (Mobbing, Bullying, Diskriminierungen, übergangen- und ignoriert-Werden, nicht ernst genommen-werden).
Unterschiedliche trans*Menschen sind unterschiedlichen Formen von Gewalt ausgesetzt.
Trans*Frauen z.B., die (noch) als biologische Männer zu erkennen sind, werden oftmals von chauvinistischen und patriarchalischen (machistischen) Männern bedroht, vor allem dann, wenn es sich um eine Gruppe von trans*feindlichen Männern handelt - alleine sind diese Täter nämlich meistens zu feige. Sich als trans*Person in einer Umgebung aufzuhalten, in der viele solcher chauvinistischen Männer zusammenkommen, kann sehr gefährlich werden, und trans*Personen sollten sich hier unbedingt Hilfe suchen, etwa indem sie mit anderen Personen an solchen Orten unterwegs sind.
Diese Überlegungen dürfen nicht als Victim-Blaming missverstanden werden, denn wir sollten uns alle zu jeder Zeit an jedem Ort sicher und ohne bedroht zu werden aufhalten können. Es ist aber auch ein Zeichen von guter Selbstfürsorge, wenn ich gut auf mich achte und gefährliche Situationen kenne und meide. Auch ich als Cis-Mann gehe grölenden, alkoholisierten Gruppen von feindseligen Männern aus dem Weg, die eine hohe Gewaltbereitschaft ausstrahlen. Alles andere wäre für mich selbstschädigend.
Wir sollten immer alles tun, um in möglichst großer Sicherheit zu leben und uns gut zu schützen, indem wir risikoreiche Orte und gefährliche Situationen vermeiden. Kommt es zu einer Gewalttat, so ist selbstverständlich nicht die trans*Person schuldig, sondern einzig und allein die Täter*innen.
Immer wieder müssen trans*Menschen Stigmatisierung und trans*phobe Diskriminierung erleben. Umso mutiger ist es, wenn Sie ihre Werte und authentischen Bedürfnisse leben, wie etwa der im Film vorgestellte schwangere Mann.
Nicht nur fremde Menschen verhalten sich gewaltvoll gegenüber trans*Menschen, auch Freud*innen, Bekannte und Verwandte können negativ und trans*feindlich reagieren. Dabei gilt: Je näher mir eine Person steht, desto verletzlicher bin ich, wenn der andere Mensch mich in meiner Geschlechtsinkongruenz abwertet oder diskriminiert. Gerade bei Familienangehörigen kann eine Atmosphäre der Abwertung traumatisierend für die trans*Person sein.
Besonders schlimm ist es dann, wenn trans*Kinder und trans*Jugendliche, die in ihrer psychischen Entwicklung noch vulnerabler als Erwachsene sind, in ihren Bedürfnissen und Emotionen nicht validiert werden. Es ist schädlich für einen jungen Menschen, wenn ihm sein soziales Umfeld immer wieder eintrichtert, dass seine Bedürfnisse nach trans*Identität nicht stimmen, dass seine Emotionen falsch und nicht richtig seien, dass er etwas falsch spüre und krank sei.
Es stellt eine schwere Grenzüberschreitung und psychische Gewalt dar, wenn etwa Eltern oder Geschwister trans*Kindern falsche Gefühle manipulieren. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Verletzung der Integrität und Personenwürde, sondern auch um psychischen Missbrauch. Ob und wie sich ein Mensch fühlt, das spürt nur er selbst. Zudem können Gefühle nie richtig oder falsch sein, Gefühle sind, wie sie sind.
Trans*Menschen befinden sich gerade in der Phase ihrer Selbstfindung und des Coming-Outs in einer belastenden und fordernden Situation und würden hier dringend die Unterstützung ihrer Angehörigen und Freund*innen benötigen. Umso schlimmer ist es für sie, wenn sie dann von ihren Verwandten und Freund*innen ausgestoßen oder zurückgewiesen werden oder sich diese von ihnen abwenden.
Immer wieder behindern Verwandte und Familienangehörige auch aktiv den schwierigen Weg, den trans*Menschen zu gehen haben. Es gibt z.B. Eltern, die ihre Kinder zu Wunderheiler*innen oder selbsternannten Gurus führen, die den trans*Kindern die Geschlechtsinkongruenz austreiben oder sie konvertieren sollen. Dies fügt trans*Menschen schweres unnötiges Leid zu und erschwert ihnen den ohnehin steinigen Weg der Selbstakzeptanz.
In meiner Praxis erlebe ich aber eher, dass Familienangehörige und Freund*innen, nach einer ersten Phase der Konsterniertheit und des Schocks, ihre trans*Angehörigen unterstützen und alles tun, um sie zu fördern.
Auch die Familie und der Freundeskreis von trans*Personen machen einen inneren Prozess des Coming-Outs durch. Trans*idente Menschen brauchen selbst oft mehrere Jahre, um in einer trans*negativen Gesellschaft ihre trans*Geschlechtlichkeit zu akzeptieren. Auch als Angehörige*r dürfen Sie somit geduldig mit sich selbst sein und sich viel Zeit und inneren Raum geben. Diese Entwicklungsprozesse verlaufen übrigens oft ambivalent und wellenförmig. Sie werden aber bemerken, dass es Ihnen im Laufe der Zeit immer leichter fallen wird, die Geschlechtsinkongruenz Ihres/Ihrer Angehörigen zu akzeptieren.
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