Trans*ident / non-binär: Was ist die Geschlechtsidentität?
Was ist die geschlechtliche Identität eines Menschen?
Der Begriff „Identität“ meint, wie sich eine Person selbst erlebt, fühlt und definiert. Dabei ist die Identität eines Menschen nicht starr und fest, sondern wird auch durch die Gesellschaft, etwa durch soziale Zuschreibungen, mitbestimmt.
Lesen Sie in diesem Beitrag, was die Geschlechtsidentität ist und warum diese nicht immer mit dem biologischen und zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.

Ob sich ein Mensch als weiblich, als männlich, als trans*ident, als transsexuell, als non-binär, als divers, als genderfluid, als polygender, als agender oder als genderqueer erlebt, kann nur er selbst bestimmen und spüren. Es ist gewaltvoll, wenn eine Person einer anderen Person fremdbestimmt, ohne Rücksicht auf die Gefühle des Gegenübers, auferlegt, welchem Geschlecht sie sich zuzuordnen habe. Das heißt nicht, dass es bereits gewaltvoll ist, wenn wir bei der Geburt eines Kindes eine Geschlechtszuweisung machen. Wenn wir als Mitmenschen, Eltern, Pädagog*innen und Psychotherapeut*innen aber Menschen ihre trans*Geschlechtsidentität ausreden, ihnen mitteilen, dass ihre Gefühle falsch seien und dass ihre trans*Identität eine Krankheit sei, dann handelt es sich um emotionalen Missbrauch und psychische Gewalt. Ob und wie sich ein Mensch fühlt, spürt nämlich nur er selbst. Zudem können Gefühle nie richtig oder falsch sein, Gefühle sind wie sie sind.
Jede gegenteilige Behauptung, etwa die Unterstellung, trans* Menschen sollten einfach lernen, zu akzeptieren, dass sie nicht in dem von ihnen erlebten Geschlecht leben können, führt Menschen auf Abwege, zu einem unauthentischen, apersonalen, sinnleeren Leben und zu einem falschen Selbst.
Jeder Mensch hat eine Geschlechtsidentität
Alle Menschen haben eine Geschlechtsidentität, wobei die Mehrheit aller Menschen mit ihrem biologischen Geschlecht zufrieden ist und sich auch in ihrer mit ihrem biologischen Geschlecht verbundenen sozialen Rolle (als Mann oder Frau) als kongruent erlebt. Wir leben in einer Gesellschaft, welche eine binäre Geschlechterordnung hat. Diese binäre Geschlechterordnung ist relativ starr und lässt kaum Räume für alternative Geschlechtsidentitäten (etwa trans*, divers oder genderfluid). Die Vielfalt möglicher Geschlechtsidentitäten wird durch angeborene Merkmale in diesem binären Konstrukt eingegrenzt auf ein Entweder-Oder. Es gibt dann nur noch weiblich ODER Männlich.
Wird die Geschlechtsidentität als kongruent und passend erlebt, so fällt sie uns in der Regel gar nicht auf. Trans*Menschen allerdings haben eine alternative Geschlechtsidentität und/oder fühlen sich dem anderen Geschlecht zugehörig.
Filmtipp: "Drängen wir Kinder in Geschlechterrollen?"
In einem Sozialexperiment wird erforscht, inwiefern wir unbewusst oder vorbewusst Kindern Geschlechterrollen vermitteln und durch unsere eigenen Erwartungen zuweisen.
Wodurch wird die Geschlechtsidentität beeinflusst?
Die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen werden jedoch auch durch soziale, kulturelle, historische und individualpsychologische Faktoren stark beeinflusst. So war z.B. das Männer- und Frauenbild in den 1950er Jahren ein anderes als heute.
Wir können auf vielfältige Weise von „Geschlecht“ sprechen. So gibt es:
- das chromosomale Geschlechte
- das gonodale Geschlecht (Keimdrüsen)
- das genitale Geschlecht (Vagina, Penis, zwischengeschlechtlich)
- das juristische Geschlecht (divers, weiblich, männlich)
- das soziale Geschlecht (die Geschlechterrolle)
- das Identitätsgeschlecht
Trans* - die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten
Trans*Menschen sind alle Menschen, die sich nicht in der Geschlechtsidentität und Geschlechterrolle wohlfühlen, welche ihnen die Gesellschaft zuweist. „Trans*“ steht für die Vielfalt und Diversität an Lebensentwürfen, Geschlechtsidentitäten und Geschlechterrollen und ist eine Frage der Selbstdefinition. Trans* Menschen sind trans+gender, trans*idente, transsexuelle, genderfluide, androgyne, gender-bender, agender, polygender Personen u.v.m. Sie überschreiten die Geschlechtergrenzen, weil ihre Geschlechtsidentität gar nicht, nur teilweise oder kaum mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt und zwar über einen temporären oder permanenten Zeithorizont. Die Grenzen zwischen den Geschlechtsidentitäten sind dabei fließend und eindeutige Zuordnungen sind oft nur schwer möglich.



