Trans*Geschlechtlichkeit - Gewalt und Traumafolgestörungen

Florian Friedrich • 4. September 2025

Diskriminierung von trans*identen Personen

Gewalt an trans*Personen kann zu Minderheitenstress und Traumafolgestörungen führen. Lesen Sie in diesem Artikel über trans*Identität und psychische Gewalt. 


Trans* (trans*idente, trans*gender, transsexuelle, non-binary, genderfluide, agender) Menschen sehen sich vielfältigen sozialen Stigmatisierungen und Diskriminierungen ausgesetzt.

Diskriminierungen, physische und psychische Gewalt können Menschen traumatisieren und psychische und gesundheitliche Folgeschäden nach sich ziehen, wie etwa Substanzmissbrauch, eine Posttraumatische Belastungsstörung, Traumafolgestörungen und chronische Persönlichkeitsveränderungen aufgrund von Traumatisierungen. Die betroffenen Personen fühlen sich hilflos oder entwickeln Gefühle des Hasses, der Wut und der Angst. Diese psychischen Folgen können sich chronifizieren und generalisieren, d.h. ein Mensch hat nach Gewalterfahrungen oft auch vor Personen Angst, die ihm nur Gutes wollen und ihn bedingungslos akzeptieren. Das Weltbild der von Gewalterfahrungen betroffenen Menschen ist fortan verzerrt oder von Misstrauen, Angst oder Hass geprägt.

Trans*Geschlechtlichkeit - Gewalt und Traumafolgestörungen

Verinnerliche trans*Phobie/trans*Negativität

Die psychischen Folgeschäden von Gewalterfahrungen können so schwer werden, dass die Person in ihrem Leben stark davon beeinträchtigt wird und mitunter Ausbildungen, die Schule oder das Studium abbrechen muss, weil die chronische Belastung der Traumafolgestörung soviel an Lebensenergie aufzehrt. Der gewünschte Beruf, der angestrebte soziale Status und ein gutes Einkommen werden dann nicht erreicht. Auch die sozialen Beziehungen und Partnerschaften sind großen Belastungen und Schwierigkeiten ausgesetzt.
Psychische, physische Gewalt und Diskriminierungen werden oft verinnerlicht (internalisierte trans*Phobie/trans*Negativität). D.h. die betroffenen Menschen werten sich dann selber ab, gehen schlecht mit sich selbst um, schämen sich ihrer trans*Geschlechtlichkeit, sind (projektiv) misstrauisch gegenüber liebevollen Menschen oder geben die eigenen Traumatisierungen und Gewalterfahrungen an andere Menschen weiter. In der Regel ist ihnen diese trans*Phobie gar nicht bewusst.

Gesellschaftliche Vorurteile, Stigmatisierungen, eine religiöse Sozialisation und trans*negative Peers fördern die verinnerlichte trans*Phobie. Die betroffenen trans*Personen erleben sich dann als minderwertig, ekelhaft, verabscheuungswürdig und defizitär. Sie fühlen sich als nicht richtig und als eine Zumutung für ihre Eltern, Angehörige und Freund*innen. Hinzu kommt ein Selbsthass, der nicht selten zu selbstschädigenden und selbstverletzenden Verhaltensweisen führt.


Traumatisierte Menschen und Minderheiten solidarisieren sich in der Regel nicht, weil sie die erfahrene Gewalt in ihr Inneres hineingenommen haben. Vielmehr kommt es zu malignen Spaltungsprozessen. So diskriminieren z.B. schwule Männer immer wieder lesbische Frauen und umgekehrt, oder lesbische
Frauen und schwule Männer werten bisexuelle Menschen oder trans*Personen ab. Auch innerhalb der Community von trans*Personen kommt es zu psychischer Gewalt, Ausgrenzung, Spaltung und Diskriminierung.

Film: "Minority Stress Theory"

Minderheitenstress führt oft zu Hass und negativen Gewaltspiralen. Auch diskriminierte Minderheiten werden dann gewaltvoll und den Täter*innen immer ähnlicher. 

Minority stress can often lead to hate and a negative circle of violence. Discriminated minorities then become more and more violent and similar to the aggressors.

Das Beispiel des geschlagenen Kindes

Im Alltag wird dieses Phänomen am Beispiel des geschlagenen Kindes verständlicher. Kinder, die Misshandlungen und körperliche Gewalt erfahren müssen, schlagen und misshandeln in der Regel ihre jüngeren Geschwister, andere Kinder oder quälen Tiere. Als Erwachsene werden sie häufig selbst physisch und psychisch gewalttätig bei ihren eigenen Kindern. Als Psychotherapeut sind mir noch keine Täter*innen begegnet, die nicht selbst schwer durch Gewalt traumatisiert worden waren.
Auch diskriminierte und traumatisierte Minderheiten, hier trans*Personen, geben die Gewalt häufig an andere Menschen weiter. So werden nicht-binäre Personen, die keine chirurgischen Maßnahmen zur Angleichung an das Gegengeschlecht anstreben, nicht selten von anderen trans*Personen verachtend und herablassend behandelt, mit Abwertungen, Schweigen, Kommunikationsabbrüchen und Ausgrenzung bestraft.


Oder andere Personen (etwa cis-Frauen und cis-Männer, also Männer und Frauen, die sich in ihrem biologischen und sozialen Geschlecht und in ihrem Körper wohlfühlen) werden ausgegrenzt. Mitunter werden auch trans*positive Menschen angegriffen, abgewertet, ausgeschlossen und beschimpft, die bezüglich politisch korrekter Sprache nicht auf dem neuesten Stand sind oder diese nicht verwenden. Ihnen wird dann rasch trans*Phobie, Homophobie und Sexismus vorgeworfen – ein Akt psychischer Gewalt, der durch Spaltung und Projektion (die verinnerlichte trans*Phobie wird anderen zu Unrecht vorgeworfen und dort projektiv bekämpft) völlig unbewusst bleibt. Die projektiv angefeindeten Menschen werden dann sogar aus der Community ausgeschlossen und diskreditiert, fühlen sich hilflos und ausgegrenzt.


Die psychische Gewalt kann hier so stark werden, dass der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird – etwa dann, wenn zu Shitstorms aufgerufen oder Cybermobbing und Rufschädigung gegen Menschen betrieben werden, die eine andere Meinung vertreten oder den oft rigorosen Werten nach 100-prozentig politisch korrekter Sprache und Wortwahl nicht gerecht werden.



Diskriminierung von cis-Männern

Sehr deutlich wird diese Reinszenierung von eigenen oder kollektiven Gewalterfahrungen, wenn cis-Männer von Gruppen, Organisationen und Ämtern ausgeschlossen werden, wie das im universitären-Bereich unter Studierenden im Frühjahr 2021 geschah (und noch immer geschieht).
Es ist immer gewaltvoll, FLINTs (Frauen, Lesben, intersexuelle Menschen, non-binary Personen, trans*Personen zu stigmatisieren. Um dieser Gewalt entgegenzuwirken, bedarf es nicht des Ausschlusses von cis-Männern, sondern deren Einbindung und Integration. Cis-Männer auszuschließen wäre ebenfalls wieder schwere psychische Gewalt und Diskriminierung. Die Opfer (die FLINTS fast immer waren oder sind) werden dabei selbst psychisch missbräuchlich und geben die erlittene Gewalt nun weiter, werden selbst zu Täter*innen.
Cis-Männer werden dann zu einer Minderheit gemacht, die weniger Rechte bekommen. Hier wird die ursprüngliche Diskriminierung im Wiederholungszwang reinszeniert.

Podcast von Verena König: "Kollektives Trauma - im Gespräch mit Thomas Hübl"

Trans*Phobie ist ein Symptom eines kollektiven Traumas von vielen Jahrtausenden Sexismus, Patriarchat und Sexualfeindlichkeit. Die Traumatherapeutin Verena König spricht mit dem von mir sehr hochgeschätzten spirituellen Lehrer Thomas Hübl darüber, wieso Trauma nicht nur individuell, sondern auch kollektiv stattfindet.

Schönheitsoperationen – Hilfe und Beratung zur Entscheidung
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Psychologische Hilfe zur Entscheidungsfindung in Salzburg/Hamburg Ich biete psychologische Hilfe und Beratung zur Entscheidung für oder gegen Schönheitsoperationen an, auch online.
Homosexuelle und bisexuelle Väter und Mütter - Familientherapie
von Florian Friedrich 24. Oktober 2025
Homosexuelle/bisexuelle Eltern als ein gesellschaftliches Tabu Viele Männer und Frauen merk en erst im Laufe einer heterosexuellen Partnerschaft oder Ehe, dass sie schwul, lesbisch oder bisexuell sind. Homosexualität bei Ehemännern und Ehefrauen ist ein gesellschaftliches Tabu, und die betroffenen Menschen haben oft g roße Angst, ihre Familien zu verlieren oder ihren geliebten Menschen weh zu tun, wenn sie ihre Homosexualität/Bisexualität ausleben. Ich biete Familientherapie, psychologische Hilfe und Coming-out-Beratung für Menschen an, die ein spätes Coming-out haben und die bereits Eltern sind.
Stellungnahmen (
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Stellungnahmen für trans*Personen Ich schreibe psychotherapeutische Stellungnahmen (umgan gssprachlich "Gutachten") f ür trans*idente Menschen. Meine Zielgruppen sind Kinder, Jugendliche und erwachsene trans*Personen.
trans*identität – Supervision und Teamsupervision
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Gruppensupervision für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen, Gutachter*innen, Pädagog*innen, Therapeut*innen und andere Berufsgruppen Ich biete regelmäßig an Samstagen von 11 bis 13 Uhr eine kostenlose online Supervisionsgruppe / Intervisionsgruppe für Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die trans*Personen auf ihrem Weg der Transition in ihr Wunschgeschlecht begleiten und/oder Gutachten bzw. Stellungnahmen für Hormontherapien und Operationen verfassen. In dieser Gruppe können wir alle viel voneinander lernen, Fallvignetten einbringen, unser Schwarmwissen bündeln, netzwerken und auch Länder übergreifend zusammenarbeiten. Die Gruppe ist offen, d.h. Sie können jederzeit dazustoßen. Ich selbst koordiniere die Gruppe nur, bin aber im Sinne der Intervision ein Teil der Gruppe und nicht deren Leiter. In der Gruppe können Einzelfälle, aber auch Themen eingebracht werden. Mögliche Themen sind: Gutachten erstellen Sorgen wegen Detransition und Fehldiagnosen Rechtliches und Haftung bei Detransition Autismus, ASS und ADHS in der Kombination mit trans*Identitäten genderfluide und non binäre Lebensweisen Rechtliche Aspekte Andere LGBTIQA* Themen Wann sind die nächsten Termine? Samstag, 6. Dezember von 11 bis 13 Uhr Samstag, 21. Februar 2026 von 11 bis 13 Uhr Samstag, 4. April 2026 von 11 bis 13 Uhr  Einzeln oder im Team Des Weiteren biete ich (kostenpflichtige) Supervisionen (einzeln oder Teamsupervision) und Coaching für helfende Berufsgruppen an, die mit trans*identen (transgender, transsexuellen, diversen, nicht binären, genderfluiden) Personen arbeiten, etwa für Pädagog*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Ärzt*innen und Gutachter*innen. Die Supervisionen sind auch online möglich. Viele Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sind sich unsicher, wie sie mit trans*Personen und der Geschlechtsidentität von Menschen arbeiten und therapeutisch vorgehen sollen und lehnen dann trans*idente und non-binäre Menschen ab. Unter Umständen liegt dies daran, dass trans*Personen oft gar keine klassische Psychotherapie benötigen, da es ja nicht um die Heilung von Symptomen oder einer psychischen Erkrankung geht, sondern vielmehr um eine aktive Unterstützung auf dem Weg der Transition und der persönlichen Entwicklung. Insofern stellt eine Zwangs-Psychotherapie für uns als Helfer*innen, aber auch für unsere Klient*innen / Patient*innen eine Restriktion dar, die oft als entwürdigend erlebt wird.