Narzissmus in der Partnerschaft - psychologische Hilfe

Florian Friedrich • 24. August 2025

Wie erkenne ich narzisstische Menschen?

Narzissmus ist gekennzeichnet durch das Idealisieren und Entwerten anderer Menschen, durch wenig Empathie, überhebliches Verhalten, den Anspruch, anderen Menschen überlegen zu sein und Besonderes im Leben zu verdienen. Wenn Sie mit einem Menschen zusammen sind, der starke narzisstische Züge aufweist oder unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet, dann kann das Ihre Partnerschaft oder Ehe schwer belasten.

Die
Stärken und Qualitäten von narzisstischen Menschen werden in der Partnerschaft zu Beginn als angenehm (mit der Zeit jedoch als ausbeuterisch) empfunden. Hierunter fallen:

  • das verführerische Werben, wenn der andere Mensch ein wichtiger ist,
  • das Idealisieren,
  • das Auserwählen und Emporheben des/der anderen;


Die Selbstüberschätzung des narzisstischen Menschen kann zudem auf andere Menschen attraktiv wirken. Narzisstische Personen sind oft erfolgreich und angesehen, sehr auf ihr Äußeres bedacht, sie laden andere ein und sind gönnerhaft.
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung fehlt meistens die Fähigkeit, sich in andere Menschen empathisch einzufühlen. Zudem sind sie sehr leicht kränkbar und gehen dann destruktiv, etwa nachtragend oder hasserfüllt-abwertend mit ihrer Kränkung um. Dies kann im/in der Partner*in große Hilflosigkeit auslösen, aber auch Schuldgefühle, Wut, Hass und ebenfalls Kränkung. Eine Partnerschaft wird von einer narzisstischen Persönlichkeit immer wieder gestört und sabotiert.


Ich biete persönlich und online psychologische Hilfe und Psychotherapie an, wenn sie mit einem/einer narzisstischen Partner*in zusammenleben.

Narzissmus in der Partnerschaft - psychologische Hilfe

Narzisstische Personen verhalten sich meist psychisch missbräuchlich

In zwischenmenschlichen Beziehungen und Partnerschaften sind narzisstische Menschen stark auf ihren Vorteil bedacht. Sie wissen um ihre Stärken und Qualitäten und können diese bewusst, strategisch und manipulativ einsetzen. Daher verhalten sie sich auch mehr oder weniger emotional missbräuchlich. Ihnen selbst fehlt das Gefühl für den eigenen Wert (den Selbstwert), weshalb sie ständig Bestätigung von außen suchen. Bestätigt der/die Partner*in nicht permanent den (fragilen) Wert des narzisstischen Menschen, so ruft dies in ihm eine massive Kränkung hervor, die oft nur mit Hass verarbeitet werden kann. Die Grundhaltung eines narzisstischen Menschen in einer Partnerschaft ist: „Bestätige immer meinen Wert und wie wertvoll ich bin.“


Da ein narzisstischer Mensch einen sehr fragilen Selbstwert hat und die eigenen Bedürfnisse und Emotionen kaum kennt und spürt (denn dazu benötigt ja eine Person ein durchschnittlich gutes Selbstwertgefühl), kann er sich auch kaum in die Emotionen und Bedürfnisse anderer Menschen einfühlen und Liebe, Schmerz, Kummer und deren Bedeutung bei sich selbst und anderen Menschen empfinden.


Narzissmus ist nicht Bosheit, sondern ein tiefes Leid

Narzisstische Menschen handeln nicht mit schlechter Intention, sondern sie können nicht anders. Ihr Verhalten ist ein Copingmechanismus, der sie kurzfristig entlastet, langfristig jedoch sie selbst und ihr soziales Umfeld schädigt. In der Lebensgeschichte von narzisstischen Menschen finden sich tiefe Kränkungen, fast immer auch schwere Traumatisierungen. Als Kinder erleben sie wiederholt eine Vernichtung des Werts ihrer Person und reagieren auf diese schwere Verletzung mit Abwehr und Kompensation.


Narzisstische Menschen sind fast immer traumatisiert

Belastungen, Kummer, Ungerechtigkeit, Not und Leiden gehören zum Leben dazu. Menschen, die in ihrer Kindheit eine gute Basis, Akzeptanz und ausreichend Liebe erfahren haben, tun sich leichter, mit den Belastungen in der Jugend und im Erwachsenenalter umzugehen.

Narzisstische Menschen mussten schon früh massive Verletzungen, oft auch Traumatisierungen erleben, weshalb ihnen diese wichtige Basis, der Grundwert und der gesunde Selbstwert fehlen. Sie bleiben als Erwachsene seelisch labiler, sind viel leichter kränkbar als ihre Mitmenschen, haben mehr psychophysische Anspannung in sich, sind unsicherer und geraten leichter in eine schädliche Psychodynamik. Im Alter suizidieren sie sich häufiger, wenn die narzisstischen Krücken wie Jugend, Schönheit, Image, Sex und berufliche Erfolge wegbrechen.

Kleine alltägliche Belastungen und Kränkungen können narzisstische Personen massiv triggern. Sie geraten dann in ein körperliches und psychisches Arousal, welches der Realsituation nicht angemessen ist.

Narzisstische Liebe beruht stets auf der Anerkennung von außen. Deswegen lieben narzisstische Menschen sich selbst und ihr wirkliches Selbst auch gar nicht.

Podcast von Verena König: "Folgen narzisstischer Gewalt"

Die Traumatherapeutin Verena König klärt in diesem Podcast darüber auf, wie man mit toxischen Beziehungsmustern heilsam umgehen kann.



Beziehungen und Partnerschaften werden sabotiert und gestört

Manchmal machen es sich narzisstische Menschen und Personen mit Bindungsstörungen auch selbst schwer: Sie reinszenieren unbewusst Konflikte und schaffen es dadurch immer wieder, dass ihre Mitmenschen sie schlecht behandeln oder sich von ihnen abwenden.


Ein Beispiel:

Frau Z., eine junge Frau mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, beendet nach einem schönen gemeinsamen Urlaub mit ihrem Partner ohne Vorankündigung ihre Partnerschaft. Der Partner hat den Urlaub als wohltuend, angenehm und leicht empfunden. Hin und wieder gab es alltägliche paardynamische Konflikte, die für den Partner aber zu jeder Partnerschaft dazugehören. Frau Z. macht ihrem Partner beim Beenden der Partnerschaft schwere Vorwürfe: Er habe sie am letzten Abend zu wenig beachtet, habe ihr zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, habe zu selten mit ihr geschlafen und überhaupt sollten in einer Partnerschaft keine Konflikte auftreten.

Der Partner ist nun seinerseits hilflos, aber auch wütend, weil Frau Z. im Urlaub kein einziges Mal äußerte, dass sie sich vernachlässigt fühlte und sehr zufrieden auf ihn wirkte. Die Vorwürfe und Anschuldigen machen auf den Partner einen inszenierten Eindruck. Nach seinem Ärger beginnt der Partner zu trauern, weil er sich damit abfindet, dass eine Partnerschaft auf diese Weise nicht für ihn möglich ist.

Nach ein paar Tagen meldet sich Frau Z. wieder bei ihrem Expartner. Sie tut, als wäre nichts geschehen und möchte ihren Partner auf ein gemeinsames Wochenende in einem romantischen Hotel einladen. Sie liebe ihn ja so sehr, und die Zeit mit ihm sei immer so perfekt und schön.


Hier wird gut ersichtlich, wie sehr ein Mensch nach vermeintlich erklärbaren Gründen im Außen sucht, um sich nicht mit seiner tiefgehenden seelischen Not, seinem immensen Leiden und seinen biografischen Wunden auseinandersetzen zu müssen. Das inszenierte Leid in der Gegenwart soll von den Traumatisierungen und dem vergangenen Leid ablenken.


Gesunder Narzissmus

Die Psychotherapie unterscheidet den gesunden vom neurotischen oder sogar pathologischen Narzissmus. Zum gesunden Narzissmus gehören der Stolz und die Freude über erbrachte Leistungen und Errungenschaften. Stolz schenkt uns Selbstvertrauen und Selbstsicherheit und ist gesund, solange er nicht zum Hochmut wird, der andere Personen abwertet.

Gesunde erwachsene Liebe hat immer auch ein selbstloses, altruistisches Element inne. Wir haben dann Einsicht in die wechselseitige Beziehung zu unserem/unserer Partner*in und möchten uns innerlich mit ihr/ihm verbinden.

Die gesunde erwachsene Liebe umfasst auch die Freude, am Leben des/der anderen teilzuhaben und zu ihrem/seinem Glück beizutragen. Auch fühlen wir uns für ihr/sein Wohlergehen und Glück verantwortlich. Selbstverständlich freuen wir uns auch darüber, wenn wir die Liebes des Partners/der Partnerin empfangen.


Der ungesunde Narzissmus jedoch vertieft die Gräben im Zwischenmenschlichen. Er liebt und begehrt im anderen lediglich sich selbst bzw. die narzisstische Bestätigung. Es geht ihm um Besitz, Macht, Haben und Kontrolle. Wir sehen die/den Partner*in ganz verzerrt durch die Brille unseres eigenen Egos. Ängstlich beobachten wir den/die andere*n, ob er/sie auch wirklich all unsere Erwartungen erfüllt.

Zudem projizieren wir unsere eigenen Unzulänglichkeiten, Vorurteile und Fehler auf die/den andere*n und versuchen in ihm/ihr alles auszumerzen, was wir an uns selbst nicht mögen.

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