Binge-Eating / Essstörungen: Erste Hilfe nach einem Essanfall
Was kann ich nach einer Essattacke tun?
Was kann ich nach einem Essanfall tun, wenn ich Unmengen an Nahrungsmitteln zu mir genommen habe und ich mich danach schäme, mich ekelhaft und schuldig fühle?
Erfahren Sie in diesem Artikel psychische Erste-Hilfe-Strategien, die Ihnen nach einem Essanfall helfen können, besser mit sich selbst umzugehen.
Ich biete Psychotherapie und psychologische Hilfe bei Essstörungen (Magersucht, Bulimie, Binge-Eating) an.

Film: "Leben mit einer Binge-Eating-Störung"
Kein Rückfall, sondern eine Ehrenrunde
Wenn die Essattacke zu Besuch war, dann betrachten Sie diese nicht als einen Rückfall, sondern eher als eine Ehrenrunde, aus der Sie lernen können. Wir können dann auch im Nachhinein immer noch das Beste aus dem Essanfall machen und z.B. trainieren, liebevoller mit uns selbst umzugehen. Dabei können Ihnen folgende Fragen hilfreich sein:
Fragen nach dem Essanfall
- Was ist passiert? Wie haben Sie die den Essanfall genau gemacht?
- Wann war es für Sie das letzte Mal erträglich? Beschreiben Sie im Detail den Verlauf bis zum Essanfall (innere Spannungen, Emotionen, Körpergefühle, Bedürfnisse, Umgang mit sich selbst, Hungergefühle, Frustrationen …)?
- Was haben Sie unternommen, um den Essanfall zu vermeiden? Welche Fähigkeiten haben Sie angewendet?
- Was hätten Sie anders tun können? Worauf werden Sie in Zukunft achten?
- Wo war der Point of no Return, der Zeitpunkt, an dem es kein Zurück mehr gab?
- Um zukünftigen Essanfällen vorzubeugen, werde ich versuchen, Folgendes einzuhalten…
- Welche meiner Fähigkeiten helfen mir sonst, dass ich keine Essanfälle habe bzw. dass ich den Essanfalls-Impulsen nicht nachgebe. Was mache ich anders, wenn ich keine Essanfälle habe? Wie schaffe ich das dann?
- Wozu könnte die Ehrenrunde sinnvoll gewesen sein (z.B.: Sie weist mich darauf hin, dass ich zuvor zu wenig achtsam und fürsorglich mit mir selbst umgegangen bin; oder: Die Ehrenrunde ist ein Anlass, verständnisvoller mit mir umzugehen und danach, wenn ich mich schlecht fühle, Selbstfürsorge üben zu können).
Ein guter, selbstfürsorglicher Umgang ist gerade dann wichtig, wenn wir einem Ideal nicht treu bleiben konnten.
Selbstfürsorge und ein freundlicher Umgang
Fragen bei Selbsthass, Selbstekel und Schuldgefühlen
- Wie können mich andere Menschen am besten trösten und mir Halt geben?
- Wie kann ich selbst andere am besten trösten und mich um andere kümmern?
- Wie gehe ich mit mir selbst um, wenn es mir schlecht geht, wenn ich etwa Schmerzen habe oder schwierige Emotionen fühle?
- Wie könnte ich in Zukunft tröstender und freundschaftlicher mit mir selbst umgehen, wenn es mir schlecht geht? Was könnte ich dann ganz konkret anders machen? Was brauche ich dann von mir selbst? Was brauche ich von anderen?
- Gibt es Bilder, Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen, die mir dabei helfen können, mir selbst Trost zu spenden, wenn ich unter schmerzhaften Gefühlen leide (etwa Erinnerungen an getröstet-Werden, an liebevolle Trost-spendende Menschen oder positive Visualisierungen)?
- Wenn ich morgen aufwachen würde und anteilnehmend und mitfühlend mit mir selbst umgehen würde, wie würde ich das als erstes bemerken. Mein Schmerz wäre dann noch immer da, aber was würde ich dann anders machen, wenn ich voller Mitgefühl für mich selbst wäre? Wie würden andere Menschen es bemerken, dass ich auf einmal mit Mitgefühl, Trost und Anteilnahme mit mir selbst umgehe? Wie würde so ein Tag voller Mitgefühl aussehen?
- Gibt es jetzt bereits etwas, was ich voller Mitgefühl für mich selber tun könnte?
Exkurs: Was ist Binge-Eating?
Beim Binge-Eating handelt es sich um wiederholte Essanfälle, die als unfreiwillig erlebt werden. Die betroffenen Personen nehmen dabei gewaltige Mengen an Nahrungsmitteln zu sich (etwa mehrere Torten), führen aber – im Gegensatz zur Essstörung der Bulimie – kein Erbrechen herbei.
Beim Binge-Eating handelt es sich um eine Essstörung, welche zur Folge hat, dass die betroffenen Menschen schnell an Gewicht zunehmen. Die Menschen erleben sich als dem Essanfall willenlos ausgeliefert, wie unter einem inneren, gigantischen Zwang, große Mengen an Essen in sich hineinzustopfen und die Kontrolle über das Essverhalten (was und wieviel ich esse) zu verlieren. Danach fühlen die davon betroffenen Personen meist Scham, Selbstekel, schwere Schuldgefühle, Depressionen oder Selbsthass.



