Toxische Beziehungen: Tipps bei psychischer Gewalt

Florian Friedrich • 28. August 2025

Was heißt "toxisch" und was ist psychische Gewalt?

Toxisch“ heißt so viel wie giftig und meint ein Phänomen, das in nahen zwischenmenschlichen Beziehungen häufig zu beobachten ist. Den Begriff "toxisch" sollten wir immer nur dann verwenden, wenn über einen längeren Zeitraum psychische Gewalt im Spiel ist. Das kann in Partnerschaften sein, im Familienleben, aber auch am Arbeitsplatz. Böse Worte in einem Streit sind per se noch lange nicht toxisch, wenn sich der andere Mensch danach bei uns entschuldigt und unsere Kränkung ernst nimmt.


Lesen Sie in diesem Beitrag Tipps bei psychischer Gewalt, um sich gut zu schützen und selbst zu versorgen, wenn Sie in einer Partnerschaft oder in zwischenmenschlichen Beziehungen Gewalt erleben müssen.

Toxische Beziehungen: Tipps  bei  psychischer Gewalt

Narzisstische und dissoziale Persönlichkeiten und psychische Gewalt

Toxizität“ bedarf somit eines gewissen chronischen Verlaufs von Wochen, Monaten und Jahren. Vor allem Menschen, die narzisstische oder dissoziale Persönlichkeitsstörungen aufweisen, verhalten sich toxisch und bemerken dies gar nicht. Umgekehrt gibt es natürlich viele Menschen, die die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung haben und sich nicht psychisch gewaltvoll und toxisch verhalten, weil sie gelernt haben, erwachsen und konstruktiv mit ihren Ängsten, Bindungsdefiziten und ihrer inneren Not umzugehen.


Keine Krankheitseinsicht und wenig Empathie

Narzisstische Personen und Menschen, die dissozial sind, haben jedoch in der Regel gar keine Krankheitseinsicht und wenig bis gar keine Empathie, wenn sie Konflikte austragen oder zu Täter*innen werden (in guten Phasen können sie jedoch mitunter schon empathisch sein). Diese mangelnde Einsicht in die Erkrankung nennt man in der Psychologie „ich-synton“. Der schwer narzisstische Mensch erlebt seine Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen als völlig normal und adäquat. Normalerweise hat er keinen Leidensdruck und auch keine Schuldgefühle, wenn er anderen Menschen schadet.

Narzisstische Persönlichkeiten merken nicht, wenn sie andere Personen missbrauchen und wenn sie gewaltvoll werden. Umgekehrt spüren sie es aber selbst ebenfalls nicht, wenn sie von anderen Menschen emotional missbraucht werden, da der Zugang zum eigenen authentischen Fühlen und Spüren, zu den Emotionen, zu den eigenen Grenzen und Bedürfnissen nicht gegeben ist. Narzisstische Persönlichkeitsstörungen zählen daher zu den Frühstörungen des Selbst.

Menschen hingegen, die eine Borderline-Persönlichkeitsstörung aufweisen, haben häufig eine hohe Einsicht in ihre psychische Erkrankung und lernen oft im Rahmen einer Psychotherapie, ihre Emotionen besser zu regulieren und Konflikte empathischer und konstruktiver auszutragen.


Distanz, Selbstschutz und Selbstfürsorge

Werde ich Opfer von psychischer Gewalt, so ist es wichtig, dass ich mich selbst (und meine Kinder!) schütze und in Sicherheit bringe. Bei körperlicher und sexueller Gewalt bedarf es darüber hinaus immer polizeilicher Wegweisungen und der Staatsgewalt.

Psychische Gewalt ist viel subtiler als körperliche oder sexualisierte Gewalt. Sie ist nur schwer nachweisbar und somit strafrechtlich kaum zu ahnden. Das Gefährliche an psychischer Gewalt ist die Vergiftung der Seele. Ich erlebe es in meiner Praxis häufig, dass Menschen, die in einer länger dauernden toxischen Partnerschaft gelebt haben, eine Anpassungsstörung, Depressionen, Schuldgefühle, irrationale Ängste und Belastungssymptome entwickeln. Diese Symptome brauchen Zeit, Geduld, einen sicheren Raum, Halt und Heilung.

Je mehr Distanz ich vom/von der Partner*in habe, desto leichter erkenne ich das manipulative und schädliche Verhalten. Oftmals braucht es auch, wie bei Drogen, einen kalten Entzug, d.h. eine Trennung vom/von der Partner*in mit einer konsequenten Kontaktsperre.

Filmtipp: "5 Signs of Narcissistic Abuse (Parents, friends, co-workers…)"

Manipulationen von narzisstischen Menschen sind nicht immer offenkundig, sondern manchmal sehr subtil. Toxische Beziehungen werden nicht immer sofort als solche erkannt.

Die eigene Stärke wiederentdecken

Da Menschen, die in toxischen Partnerschaften leben, permanent in ihrem Selbstwerterleben zutiefst erschüttert werden, geht ihnen oft der Zugang zu ihren Stärken und Ressourcen verloren. Gerade diese brauchen wir aber, wenn wir psychische Gewalt erleben.


Fragen, um die eigenen Ressourcen zu entdecken

Folgende Fragen können Ihnen helfen, sich Ihrer Stärken und Ressourcen wieder bewusster zu werden, um mehr Selbstsicherheit und ein höheres Selbstbewusstsein zu erlangen:

  • Für welche Personen sind Sie besonders wichtig? Was schätzen, achten, akzeptieren und lieben diese an Ihnen?
  • Was gibt mir in meinem Leben Sinn (z.B. mein Beruf, ein liebevoller Elternteil zu sein, meine Kinder, Freund*innen, künstlerische Tätigkeiten u.v.m.)?
  • Welche meiner persönlichen Eigenschaften mag ich an mir und welche helfen mir in meinem Leben weiter (z.B. Humor, Ernsthaftigkeit, Freundlichkeit, Konsequenz, Aufrichtigkeit, Toleranz)?
  • Was kann ich besonders gut und wo liegen meine Talente?
  • Für welche Taten, Erfolge und Leistungen habe ich Anerkennung von anderen Menschen erhalten?
  • Welche Hobbys und Freizeitbeschäftigungen berühren mich emotional und tun mir gut?
  • Welche Menschen sind in meinem Leben besonders wichtig?
  • Welche Menschen unterstützen mich?
  • Gibt es spirituelle, religiöse oder philosophische Überzeugungen, die mir inneren Halt, Kraft und Zuversicht geben?



Kostenloser Ratgeber

Hier finden Sie einen informativen Ratgeber zum Thema "Psychische Körperverletzung im Strafrecht: Tatbestandsvoraussetzung"

Podcast von Verena König: "Was, wenn ich toxisch bin?"

Reichtum und psychische Probleme
von Florian Friedrich 10. November 2025
Psychologische Hilfe, Psychotherapie und Coaching für materiell reiche Menschen Psychische Probleme können auch bei materiellem Reichtum oder gerade deswegen auftreten. Dabei bietet Reichtu m viele vermeintliche Vorteile im Leben, und Superreiche werden von vielen ihrer Mitmenschen dafür beneidet. Geld, Reichtum und Wohlstand garantieren einerseits den Zugang zum Gesundheitssystem und zur besten Gesundheitsversorgung. Allerdings gefährden Reichtum, Verwöhnung und Luxus unsere Psyche und Soma sehr stark. Glück, Zufriedenheit und Sinn lassen sich mit Geld, Wohlstand und Besitz nämlich nicht erkaufen, das lehrt bereits das Märchen der Brüder Grimm " Der Arme und der Reiche ". Vermögen, Luxus, Besitz und Reichtum können den Bezug zur Realität erschweren, narzisstische und manische Persönlichkeitszüge fördern und verstärken und vermindern mitunter Mitgefühl und Empathie. Darüber hinaus sind wohlhabende und reiche Personen überdurchschnittlich häufig von Substanzmissbrauch betroffen. Auch kann Superreichtum Werte, Erziehungspraktiken und zwischenmenschliche Beziehungen negativ beeinflussen. Ich biete Hilfe an, wenn Sie superreich und trotzdem unglücklich oder erschöpft sind.
Terroranschläge und Unfälle - Traumatherapie
von Florian Friedrich 10. November 2025
Film: "TRAUMA nach ZUGUNFALL in Bad Aibling"
Täterintrojekte - was ist das?
von Florian Friedrich 10. November 2025
Wenn der/die Täter*in innerlich immer da ist Die Bezeichnung "Täterintrojekt" ist völlig veraltet, pathologisierend, unglücklich, irreführend und aus meiner hypnosystemischen Sicht wenig ziel-dienlich. Dennoch möchte ich in diesem Artikel erläutern, was damit gemeint ist. Das Wort " Introjekt " leitet sich vom Lateinischen " intro " (zu Deutsch: hinein, herein) und " iacere " (zu Deutsch: werfen) ab. Ganz typisch nach schweren Traumatisierungen in der präverbalen Lebensphase, also in der frühesten Kindheit, ist es, dass sich täterloyale Muster ausbilden. Die Opfer verhalten sich in Abwesenheit der Täter*innen so, als ob diese anwesend wären. Es entwickelt sich die verkörperte Wahrnehmung, dass die Täter*innen richtig seien und ich selbst falsch. Dies führt zu einem tiefen Selbsthass. Die Opfer introjizieren zudem das Bild des schlechten, bösen und ungeliebten "Kindes", welches ihnen von den Täter*innen (meist von den Eltern oder anderen nahen primären Bezugspersonen) vermittelt wird. Die Täter*innen pflanzen also dem Kind ein Feindbild seiner selbst ein. Typisch für "Täterintrojekte" ist die toxische Scham, die zur Schamrage und zum Hass führen kann. Darum sind Pflegekinder, die im ersten Lebensjahr bei schwer psychisch kranken Eltern, drogensüchtigen Müttern oder schlagenden Vätern leben mussten, oft schwer gestört. Aufgrund ihrer Täterintrojekte entwickeln sie später auch dann eine Persönlichkeitsstörung, wenn sie in liebevollen Pflegefamilien aufwachsen.
HIV und Schuldgefühle
von Florian Friedrich 10. November 2025
Starke, irrationale Schuldgefühle wegen der HIV-Infektion Me nschen, die HIV-positiv sind, schämen sich oft nicht nur für ihre HIV-Infektion, sondern haben mitunter starke Schuldgefühle, die ihnen von der Gesellschaft, von Ämtern, Institutionen, Behörden, Systemen oder psychisch übergriffigen Menschen manipuliert werden. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum viele HIV-positive Personen irrationale Schuldgefühle wegen ihrer HIV-Infektion haben und was Sie als Betroffene*r tun können, um Ihre Schuldgefühle zu mildern und freundlicher mit sich selbst umzugehen. Ich biete in Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Salzburg kostenlose Psychotherapie und psychologische Beratung an, wenn Sie HIV-positiv sind, im Bundesland Salzburg leben und ein geringes Einkommen haben (Regelung für wirtschaftlich Schwache).