Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapie, Beratung und Coaching


Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine

 für neue Klient*innen anbieten.

Muss ich gendern? Vom Gender-Wahn und vom Gender-Trotz

Florian Friedrich • 6. November 2023

Von der repressiven Pflicht des Genderns

Nein, denn das Gendern sollte nicht repressiv werden.

Heute wird auch über das Gendern viel Missbrauch, Macht, Narzissmus, Hysterie und Ideologie ausgetragen. Die defizitäre und traumatisierte Psyche hängt sich an jedem Inhalt auf und gibt eigene Traumen und Verletzungen weiter. Menschen werden dann benachteiligt und diskriminiert, weil sie nicht gendern.

Gerade Menschen mit Entwicklungstraumen, Bindungstraumen und Frühstörungen werden regelrecht hasserfüllt und tragen ihre Traumafolgesymptome an Menschen aus, die nicht gendern oder nicht konsequent gendern. Sie realisieren dann nicht, dass sie selbst zu Tätern werden.

Muss ich gendern? Vom Gender-Wahn und vom Gender-Trotz

Wann ist gendern sinnvoll und wann nicht?

Gendern ist durchaus sehr sinnvoll, vor allem im Individuellen. Meine trans*identen Klient*innen strahlen immer, wenn ich sie in ihrem Wunschpronomen anspreche. Oft bin ich der Erste, der dies in ihrem Leben tut. Hier ist das Gendern wichtig, notwendig, ehrlich und authentisch.

Anders handhabe ich es in meinen Texten: Mal gendere ich, in anderen Texten wieder nicht. Ich weiß, dass viel übergriffige psychische Gewalt über das Gendern ausgetragen wird, wenn etwa Menschen einen Shitstorm erleben müssen, weil sie nicht gendern, oder wenn sich auf der Universität gleich die Genderbeauftragte einschaltet und eine Rüge erteilt, weil ein Lehrbeauftragter nicht gendert.


Gender-Wahn und Gender-Trotz

Genderverbote, wie sie etwa für die niederösterreichische Landesverwaltung erteilt wurden, sind eine (unangemessene und ebenfalls wiederum spaltende) Antwort, auf das repressive Gendergebot. Es braucht hier einfach keine Gebote, Verpflichtungen oder Verbote. Auch der Trotz der ÖVP und FPÖ in Niederösterreich, welche Genderverbote fordern, ist letztlich psychodynamisch und damit unfrei. 

Film: "Politisch korrekte Sprache - Muss das sein?"

Ich selbst verlange von niemandem ein Gendern. Ich denke, wir sollten uns da alle nicht gegenseitig spalten oder spalten lassen, sondern den Diskurs und personalen Dialog suchen, der echtes Interesse an der Meinung des anderen sucht. Nur so wird authentische innere und äußere Demokratie gelebt. Fühle Dich frei, nicht zu gendern oder zu gendern oder es bunt je nach Bedarf kreativ zu mischen. Sprache ist lebendig, verändert sich und will wie ein Instrument bespielt werden.


Dialog mit mir und dem anderen

Der echte Dialog könnte ergründen, was mich selbst am Gendern oder nicht-Gendern bewegt, was mir dabei wesentlich, wichtig ist, was mein personaler Wert am Gendern oder nicht-Gendern ist, aber auch was mir dabei Angst macht, mich verärgert, verunsichert oder mich sogar triggert und emotional aktiviert. Durch einen konstruktiven Dialog und Diskurs könnten wir lernen, uns und den/die andere*n besser zu verstehen und uns selbst, aber auch als Gesellschaft weiterzuentwickeln. Spaltung nützt niemandem etwas.

Ich habe mich medial diesbezüglich bereits öfters positioniert: Ein übertriebenes Gendern kann auch albern oder zwanghaft werden, vor allem dann, wenn das Gendern nicht mehr erwachsen im Dialog ausgehandelt wird, sondern wenn diesbezüglich von Gegnern und Befürwortern ein emotionaler Kampf geführt wird.

Worum geht es hier wirklich? Um Rechthaberei, um Macht, den eigenen Narzissmus, um eigene Verletzungen und Traumen, um Grabenkämpfe, um Privilegien?"

Film: "GENDER-VERBOT IN SACHSEN-ANHALT! Kein Sternchen und kein Unterstrich an Schulen"

Ein Beispiel für die ideologische Gender-Debatte: Mutter, Vater oder Elternteil

Warum überhaupt spalten? Mein Statement:

Ideologisch und abgeschnitten vom Spüren und Fühlen (eben gespalten) wird die Genderdebatte sichtbar, wenn die Begriffe "Mutter" und "Vater" durch "Elternteil" oder "stillende Person" abgelöst werden sollen.

Worum geht es? Aus den Begriffen "Vater" und "Mutter" soll künftig "Elternteil" oder "Betreuungsperson" werden. Die Stadt Zürich hat einen neuen Newsletter der Mütter- und Väterberatung ausgesandt, in dem Eltern empfohlen wird, mit ihren Kindern eine genderneutrale Sprache zu verwenden – besonders, wenn sie mit ihnen über andere Familien sprechen. Begriffe wie "Kind", "Elternteil" oder "Betreuungsperson" sollten anstelle von "Mami" oder "Papi" gegenüber den Kindern gewählt werden.


Mein Kommentar:

Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Spalten schadet der Gender-Debatte massiv. Gendersensible Erziehung hat nichts mit Ideologie und korrekten, sterilen, leblosen Begriffen, wie etwa "gebärende, entbindende oder stillende Person" oder "austragendes Elternteil" zu tun, sondern einfach nur mit einer Offenheit und Wachsamkeit für die Gefühle, Bedürfnisse und die Identität der Kinder und deren Eltern. Wenn ich mich als Papa oder Mama oder das/der Florian erlebe, dann ist das immer richtig so und bedarf keiner Rationalisierungen, die abgehoben und dissoziiert von meinem Spüren sind.

Ob ich dann "Mama, Papa, Elternteil" oder "Lalula" sage ist völlig nebensächlich. Ich verstehe hier die allgemeine Genervtheit, humorvolle Distanzierung, Wut und Empörung. Die spaltende Debatte löst aufgrund der spürbaren Ideologie und pseudo-Politischen Korrektheit auch in mir diese Gefühle aus. Es nervt mich einfach, was nicht heißt, dass ich es gut heiße, wenn dann wiederum gewaltvolle Reaktionen folgen.

Film: "Diskussion über "gendergerechte" Sprache"

Und wie ist es im öffentlichen Leben, etwa auf Formularen und in Dokumenten?

Eine Möglichkeit wäre es, auf Formularen und Dokumenten alle Bezeichnungen zu verwenden: "Mutter, Vater, Elternteil". Das öffnet den Raum und jeder kann sich dann angesprochen fühlen oder auch nicht, so wie das nun beim Geschlechtseintrag auch möglich ist. Aber nur "Elternteil" zu verwenden empfinde ich als zu eng.

"Mutter", "Vater" oder "diverser / non binärer Elternteil", alles könnte an Begriffen zur Auswahl stehen, da sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt.


Liebe Grüße von Florian, selbst aus einer Regenbogenfamilie kommend, mit "Papa, Mama und Floh" (als Eltern bzw. nicht leiblicher Vater) Wir haben übrigens aus Jux, Spaß, Ironie und augenzwinkernd immer wieder die Pronomen vertauscht. Ich war manchmal "das Floh".

Das war immer gspürig und stimmig und mit einer spielerischen Freude verbunden, die uns einander nähergebracht hat. Diese Stimmigkeit und humorvolle Selbstdistanzierung vermisse ich in der ganzen Debatte. Da ist alles bitterernst und (wohl ungewollt) spaltend.

Diagnostik aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 21. März 2025
Diagnosen sagen nichts über unsere Klient*innen aus Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt. Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger. Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten. 
Die Polyvagaltheorie in der Traumatherapie
von Florian Friedrich 20. März 2025
Was ist die Polyvagaltheorie? Die Polyvagaltheorie geht auf den Psychiater Stephen W. Porges zurück. Sie beschreibt eine neue Sichtweise auf das Autonome Nervensystem . Dieses scannt permanent unsere Umwelt und andere Menschen ab, ob wir sicher oder bedroht sind. Jener Vorgang ist unwillkürlich und ist uns meist völlig unbewusst. Sicherheit ist für uns im Leben das Wichtigste. Das Parasympathische Nervensystem teilt sich noch einmal auf und hat ein soziales Nervensystem , den ventralen Vagus, als Zweig. Dieses wird durch Traumata massiv beeinflusst und arbeitet dann anders. Das Soziale Nervensystem wird durch die Beziehung, Fürsorge und Coregulation unserer Eltern bzw. ersten Bezugspersonen gut ausgebildet und kann dann effektiv und optimal arbeiten. Übrigens: Die Polyvagaltheorie ist in der Wissenschaft umstritten und konnte bis heute empirisch nicht nachgewiesen werden . Das ändert aber nichts an der Praxis der modernen Traumatherapie. In der praktischen Umsetzung hilft die Polyvagaltheorie, und wer heilt, der hat bekanntlich recht.
Hypnosystemische Psychotherapie und Beratung
von Florian Friedrich 18. März 2025
Beratung, Coaching und Therapie mit hypnosystemischen Ansätzen Der hypnosystemische Ansatz von Gunther Schmidt ist ein wissenschaftlich-fundierter Ansatz für Beratung, Coaching, Therapie und Organisationsentwicklung. Er arbeitet mit Erkenntnissen der modernen Hirn- und autobiografischen Gedächtnisforschung, der Systemtheorie, der Hypnose und der Hypnotherapie, der Embodiment-Forschung und der Priming-Forschung. Gunther Schmidt hat aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der verschiedenen Disziplinen ein breites Repertoire an Methoden, Techniken und Tools entwickelt, wobei er immer postuliert: " Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie ". Zugleich ist die Hypnosystemik auch eine Haltung zur Welt und zu den Mitmenschen, die weit über Techniken hinausgeht. Denn wer nur mit Tools arbeitet, der " wird rasch zum Tooligan " (Schmidt). Ich biete hypnosystemische Psychotherapie und Beratung in Salzburg / Hamburg an.
Symptome aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 18. März 2025
Symptome sind wertvolle Botschafter von Bedürfnissen Aus hypnosystemischer Sicht (Gunther Schmidt) sind Symptome immer wichtige Rückkopellungsinformationen über nicht beachtete Bedürfnisse. Beispiel: Hubert ist schwul und unterdrückt seine Bedürfnisse nach Liebe, Erotik, Zärtlichkeit und Sexualität. Da dieses Unterdrücken viel Kraft und Lebensenergie kostet, wird Hubert zunehmend depressiver und suizidal. Seine Depressionen und seine Lebensmüdigkeit weisen ihn darauf hin: "Lebe Dein Leben, hör auf Deine homosexuellen Bedürfnisse" Lesen Sie in diesem Artikel über Symptome aus hypnosystemischer Sicht.
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