Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapeut (Existenzanalyse)

in Salzburg / Hamburg


Wichtig: Ich kann erst ab Anfang Februar 2025 wieder freie Plätze und Erstgespräche anbieten.

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"Soziales AIDS" als Stigma - Leben mit HIV

Florian Friedrich • 18. September 2023

Diskriminierung ist omnipräsent

HIV-positive Menschen werden sogar in Krankenhäusern oder bei Ärzt*innen, die in der Regel besser als die Allgemeinbevölkerung aufgeklärt sind, diskriminiert. Oder sie werden bei medizinischen Behandlung an die letzte Stelle gereiht, mitunter erst gar nicht behandelt. Darüber hinaus kommt es auch im Arbeitsleben, in Ausbildungsstätten, in Schulen und Kindergärten und im Privatleben zu massiven Diskriminierungen.HIV ist noch immer ein großes kulturelles, soziales und psychologisches Stigma. Medizinisch betrachtet ist HIV heute kaum noch ein Problem. Das so genannte „Soziale AIDS“ hingegen ist für von HIV-Betroffene eine immense Belastung. Für den schlechten gesellschaftlichen Umgang mit HIV kommen verschiedene Ursachen in Frage, die einander ergänzen.


Die Diskriminierung und Stigmatisierung wegen HIV können schlimmer sein als die Infektion selbst. Lesen Sie in diesem Beitrag über das Stigma "Soziales AIDS".

Joseph Grünpeck: Das Christuskind straft die Menschheit mit Syphilis

Was sind Ursachen von Stigmatisierungen?

  • Eine sozialpsychologische Erklärung sieht HIV in unserem kulturellen Gedächtnis als eine Strafe Gottes für sündhafte Sexualität verankert (siehe die Abbildung oben, in der das Jesuskind den Syphilitiker straft). Diese Erfahrung machen auch die Berater*innen der AIDS-Hilfen, wenn etwa Menschen nach Fremdgehen etc. Schuldgefühle und Strafängste haben, sie würden nun mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) als Strafe für das Fremdgehen bestraft.
  • HIV wird generell als eine moralisch verwerfliche und „schmutzige“ Krankheit wahrgenommen, da es vor allem beim Sex übertragen wird.
  • HIV-positive Menschen übernehmen diese negativen Bilder und Schuldzuschreibungen in ihr Selbstbild. Sie entwickeln oft große Schuldgefühle und sehen nicht mehr den einzelnen Fehler (z.B. ungeschützten Sex) als Ursache für die Infektion, sondern nehmen sich selbst als Person schuldhaft und schlecht wahr. Das Selbstwertgefühl leidet hierunter massiv.
  • Sehr belastend sind auch Mehrfachdiskriminierungen, etwa wenn ein Mensch nicht nur wegen seines HIV-Status‘, sondern auch wegen seiner Hautfarbe, seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts und/oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert wird.
  • Der Umgang mit HIV ist sehr unterschiedlich: Einerseits werden die Übertragungsrisiken im Alltag massiv überschätzt. Es gibt etwa die Fehlannahme, HIV könne bereits beim Händeschütteln, beim Küssen, über das gemeinsame Benutzen von Besteck, im Schwimmbad, auf dem WC oder durch Zigaretten übertragen werden. HIV-positive Menschen werden aufgrund von Unwissenheit und Fehlannahmen ausgegrenzt. Andererseits werden tatsächliche Risiken (etwa ungeschützter Sex) verdrängt und abgespalten. Gerade diese Spaltungsmechanismen führen häufig zur Sündenbockfunktion von HIV-positiven Menschen.

Film: "Ich bin HIV-positiv. Umarmst du mich? | soziales Experiment"

Die Humanität unserer Gesellschaft ist daran zu messen, wie wir mit Minderheiten umgehen

Ein Zitat des gesellschaftskritischen Psychoanalytikers Horst E. Richter, das bereits über 35 Jahre alt ist, an Brisanz jedoch nichts verloren hat, soll uns bezüglich des phobischen Umgangs mit HIV zu denken geben. Es führt uns vor Augen, dass die Humanität einer Gesellschaft daran zu messen ist, wie sie mit allen Minderheiten umgeht:


"Allgemeines Verwundern erregt es, daß die massenhafte Information über die sehr begrenzten spezifischen Ansteckungswege (sc. von HIV, d.V.) eine Mehrheit nicht daran hindert, sich vor jeglichem noch so unbedenklichen Umgang mit Virusträgern schützen zu wollen. Selbst in Kreisen fachlich Gebildeter grassiert diese irrationale Abgrenzungsobsession. Es ist, als ob mittelalterlicher Aberglaube wieder auferstehe. Im Kopf - so sagen viele - weiß ich sehr wohl, daß mir, wenn ich mit AIDS- [und HIV-, d.V.] Infizierten am Tisch sitze oder ihnen die Hand gebe, nichts passiert. Trotzdem reagiere ich panisch, wenn ich mir solche Situationen auch nur vorstelle.

Was da in Wahrheit nicht ausgehalten wird, ist nicht der fremde, vermeintlich gefährliche Virusträger, sondern das Abbild der eigenen Verletzlichkeit und Sterblichkeit [...] Mit Infizierten in humaner Form kommunizieren kann nur, wer sich mit der eigenen Sterblichkeit aussöhnen gelernt hat. Dieses Lernen wird nun aber zu einer der dringendsten sozialen Zukunftsaufgaben, da wir vor der Wahl stehen, entweder überall in humanitärer Solidarität [...] zusammenzuleben oder in die Barbarei der Ausgrenzung »unwerten Lebens« nach faschistischem Muster zurückzufallen."


(Horst Eberhard Richter, Leben statt machen. Einwände gegen das Verzagen. Aufsätze, Reden, Notizen zum "neuen Denken". Hamburg 1987, S. 13.)


Kein rationaler, aufgeklärter Umgang mit HIV

Fazit: In Österreich wird keinesfalls rational und vernünftig mit HIV umgegangen. Zwar hat sich in den letzten 25 Jahren rechtlich viel getan, bezüglich unseres gesellschaftlichen Umgangs mit der Immunschwächeerkrankung HIV befinden wir uns jedoch noch immer im tiefsten Mittelalter. Waren es früher die Syphilis und andere venerische Erkrankungen, die in unserem kollektiven Unbewussten und kulturellen Gedächtnis als moralisch verwerflich und als Strafe Gottes galten, so ist es heute HIV. An HIV werden Verleugnungs- und Abwehrmechanismen, Abspaltung und Projektion sowie die archaische Sündenbockdynamiken besonders deutlich.


Meine Hilfe in Salzburg, Wien, Hamburg und München

Ich biete psychologische Beratung und Psychotherapie für Menschen mit HIV an. Für Menschen, die wirtschaftlich schwach sind, kann ich, in Kooperation mit der Aidshilfe Salzburg, auch kostenlose Therapieplätze anbieten.

Filmtipp: "Welt-Aids-Tag: Immer noch Diskriminierung gegenüber HIV-Infizierten"

Hypnosystemisches Coaching für Führungskräfte
von Florian Friedrich 13. November 2024
Hypnosystemische Ansätze Der hypnosystemische Ansatz wurde vom Arzt, Psychotherapeuten und Organisationsberater Gunther Schmidt entwickelt. Bei diesem Ansatz handelt es sich um eine innovative Art, Führungskräfte zu coachen. Gunther Schmidt hat die Hypnotherapie Milton Ericksons und systemische Ansätze gekonnt und hoch effektiv zu einer Synthese zusammengeführt. Er selbst ist Mitbegründer der systemischen Therapie und Beratung in Deutschland und gehört der berühmten Heidelberger Schule an. Ich biete Coaching für Führungskräfte in Salzburg und Hamburg an.
Psychotherapie bei emotionalem Missbrauch und psychischer Gewalt
von Florian Friedrich 10. November 2024
Was ist emotionaler Missbrauch? Emotionaler Missbrauch hat viele Gesichter: Liebesentzug, Spott, Hohn, Bloßstellen, Gaslighting, Love Bombing, Ghosting, Entwertung und Abwertung, Stalking, übertriebene Kontrolle, Nachstellen, Isolieren, Ignorieren, Verwöhnung und Manipulation fallen alle unter emotionalen Missbrauch und psychische Gewalt. Auch wenn Kinder als Partnerersatz missbraucht werden oder in die Rolle von Erwachsenen gedrängt werden (Parentifizierung) ist emotionaler Missbrauch im Spiel. Eltern, die sich völlig unberechenbar verhalten, ihre Kinder ängstigen oder einschüchtern begehen ebenfalls psychische Gewalt.
Hausbesuche und Heimbesuche in Salzburg und Hamburg
von Florian Friedrich 9. November 2024
Warum kann in Psychotherapie, Coaching und Beratung ein Besuch sinnvoll sein? Aufsuchende Beratung und Therapie haben in der Arbeit mit Familien bereits eine lange Tradition. Hausbesuche und Heimbesuche sind aber auch dann sehr sinnvoll, wenn Menschen krank, gebrechlich, immobil oder alt sind. Für diese kann der Besuch einer Praxis eine zu große Hürde darstellen. Online-Therapien hingegen ersetzen für viele nicht einen persönlichen Kontakt, vor allem dann nicht, wenn soziale Isolation und Einsamkeit Themen sind. Ich biete Psychotherapie, psychologische Hilfe, Beratung und Coaching in Salzburg und Hamburg an und besuche Sie innerhalb der Stadtgrenzen gerne in Ihrem Zuhause, komme aber auch in Heime und Krankenhäuser. Gerne biete ich auch doppelte Einheiten an.
Probleme beim Sex - Sexualberatung in Salzburg / Hamburg
von Florian Friedrich 6. November 2024
Sexualberatung und Sexualsprechstunde in Salzburg / Wien / Hamburg Sexuelle Probleme und Sexualstörungen können Sie und Ihre Partnerschaft massiv belasten. Ich biete online und persönlich Sexualtherapie und Sexualberatung an.
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