Mag. Florian Friedrich, BA

Psychotherapie, Beratung und Coaching


Wichtig: Ich bin in meiner Praxis voll und kann daher keine Ersttermine

 für neue Klient*innen anbieten.

Habe ich mich zu früh getrennt? - Paartherapie

Florian Friedrich • 19. September 2023

Bindungsstörungen und Bindungstraumen - Trennung trotz guter Partnerschaft

FAQ: Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich zu früh getrennt habe, wie kann ich das verstehen?

Partner, die unter Früh- oder Bindungsstörungen leiden, trennen sich immer wieder vorzeitig und viel zu früh, vor allem dann, wenn die Partnerschaft stabil und gesund ist. In diesem Artikel erkläre ich das scheinbar paradoxe Verhaltensmuster.


Ich biete Paartherapie in Salzburg und Hamburg an - auch online.

Wenn Paare sich zu früh trennen

Bindungssicherheit: Menschen mit einem gesunden Bindungsmuster

Ein Mensch, der als Kind die Erfahrung machen darf, dass er auf der Welt willkommen ist und bedingungslos um seiner selbst Willen geliebt wird, kann auf diesen positiven Beziehungserfahrungen später stabile und solide Partnerschaften aufbauen und sein ganzes Leben lang von diesen guten Erfahrungen und Prägungen mit den liebevollen ersten Bezugspersonen (meist sind das die Eltern) zehren. Konflikte werden auf erwachsener Ebene, mit Eigenverantwortung ausgetragen und rasch gelöst.


Der stabile, bindungsgesunde Mensch wächst an seinen Paarkonflikten, übernimmt Verantwortung für sich selbst, seine Emotionen, Bedürfnisse, Gefühle und die Partnerschaft. Er pflegt die Partnerschaft und bringt Konflikte auf den Tisch, um sie konstruktiv mit dem/der Partner*in zu lösen. Er wird auch Krisen durchstehen und sich nach der ersten, euphorischen Verliebtheit nicht trennen, sondern die Verliebtheit in eine erwachsene Liebe überführen. Von toxischen, gewaltvollen oder missbräuchlichen Partner*innen wird er sich distanzieren oder trennen, weil er seine Integrität und Würde spürt. Möglicherweise werden ihn psychische Gewalt und Missbrauch tief erschüttern, er wird sich aber Hilfe suchen oder sich wiederaufraffen und nicht in destruktivem Selbstmitleid schwelgen. In der nächsten Partnerschaft wird der bindungssichere Mensch die Frühwarnzeichen für eine toxische oder schädliche Partnerschaft rasch erkennen, ernst nehmen (er spürt ja seine Selbstachtung und seine Liebenswürdigkeit) und sich schützen. Unberechtigte Schuldzuweisungen und Manipulationen wird er zurückweisen, berechtigte Kritik wird er prüfen und annehmen.


Bindungsunsicherheiten und Bindungsstörungen

Erwachsene Menschen hingegen, die in ihrer Kindheit keine bedingungslose Liebe erfahren haben oder psychische (körperliche oder sexuelle) Gewalt erlebt haben, tun sich im Erwachsenenalter schwer, sich selbst zu lieben, anzunehmen und zu akzeptieren. Zudem schätzen sie sich als nicht liebenswert ein. Werden sie in einer Partnerschaft von dem/der Partner*in geliebt, so sind sie überfordert und beenden die Beziehung oder brechen immer wieder die Partnerschaft ab (On-Off Beziehung). Dieses Verhalten bezeichnet man auch als Bindungsstörung.


Probleme in der Sexualität

Zudem kommt es in der Sexualität schnell zu Problemen, weil eine Person, die sich selbst als nicht liebenswert betrachtet und empfindet, sich auch als nicht sexuell begehrenswert fühlt. Lust, Liebe und Leidenschaft von Seiten des Partners/der Partnerin könnten zu einer massiven Erschütterung im negativen Selbstbild führen, und es kann zu einer Überflutung von seelischem Schmerz und Trauer kommen, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich als Kind nie um meiner selbst willen geliebt worden bin.


Überforderung bei bedingungsloser Liebe

Insofern kann es einen Menschen, der nie echte Liebe in seiner Kindheit erfahren hat, massiv überfordern, wenn er in einer erwachsenen Partnerschaft von dem/der Partner*in bedingungslose Liebe erfährt. Der Schmerz, den die ersten Bezugspersonen verursacht haben, aber auch Gefühle von Wut und Hass auf diese darf nicht gefühlt werden.

Sogar die besten und gesündesten Beziehungserfahrungen mit liebe-vollen Partner*innen werden als negativ erlebt, meist sogar als verdächtig („Wo ist der Haken?“), weil sich Menschen mit Beziehungs- und Bindungsstörungen ja im tiefsten Innersten als nicht liebenswert fühlen. Auch Depressionen und starke Ängste können die Folgen sein. Mitunter sabotieren sich Menschen mit Frühstörungen dann selbst, flüchten aus einer guten Partnerschaft, beenden diese viel zu rasch oder sabotieren die Beziehung. Es handelt sich dabei um ein Vermeidungsverhalten: Ich vermeide positive, korrigierende Erfahrungen und den Schmerz, der dann hochkommen würde.

Für Menschen mit schweren Persönlichkeitsstörungen oder Bindungsstörungen können echte Gefühle, Authentizität, eine akzeptierende Liebe zum Mitmenschen, gute und tiefgehende Kommunikation extrem bedrohlich sein - so bedrohlich, dass sie in den Kampf- oder Fluchtmodus geraten.

Film: "Bindungstheorie - Wie Deine Kindheit Dein Leben Beeinflusst"

Bindungsstörungen können zu malignen Bindungsmustern und Glaubenssätzen in Partnerschaften und erwachsenen Beziehungen führen.

Promiskuität, Selbstschädigung und instabile Beziehungen als Kompensation

Menschen, die solchen Liebesmangel erfahren haben, kompensieren diesen häufig mit Promiskuität, instabilen Liebesbeziehungen, raschem Partner*innenwechsel und körperlicher Lust ohne Gefühle. Der Sex wird dann völlig beziehungslos und Mittel zum Zweck, sie Sexualität von der Hingabe zur Hergabe. In der Regel führt der Sex auch nicht zu einer wohligen und befreienden Entspannung.

Sogar selbstschädigende Verhaltensweisen wie Sexdrogen (Chemsex) oder Sex ohne Kondome finden dann häufig statt, und das Risiko von seelischen und körperlichen Schäden, wie etwa Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, wird unbewusst zur Selbstbestrafung immer wieder eingegangen.


Wie erkenne ich Bindungsstörungen?

Typische Aussagen für Bindungsstörungen bei vorzeitigen Trennungen sind:

  • Ich habe solche Zweifel.“
  • „Du, ich habe nochmal nachgedacht, ich liebe Dich nicht mehr.“ (Beachte die Fehlleistung in der Wortwahl: Es müsste lauten „nachgefühlt“, statt „nachgedacht“)
  • „Es war nur die erste Verliebheit, weil ich so viele Hormone hatte, aber jetzt bin ich nicht mehr verliebt, und meine Glückshormone sind weg. Darum trenne ich mich.“
  • „Ich habe geglaubt du bist meine große Liebe [die mich erlöst], aber du bist es halt nicht. Mir fehlt etwas.“
  • „Wir müssen miteinander reden: Ich bin nicht mehr verliebt.“
  • „Es passt auf einmal sexuell nicht mehr für mich.“
  • „Ich muss halt fremdgehen, das sind meine Hormone, und ich muss ja meine Gene verbreiten.“
  • „Ich habe Deine Liebe ja gar nicht verdient. Du verdienst jemand besseren.“


Menschen mit Bindungsstörungen suchen sich toxische Partner*innen

In der Regel suchen sich Menschen mit Bindungs- und Frühstörungen Partner*innen, die sie schlecht, missbräuchlich und toxisch behandeln, weil sie sich ja im Innersten als nicht liebenswert empfinden und unbewusst davon ausgehen, dass sie ohnedies nur eine schlechte Behandlung bzw. gewaltvolle oder giftige Beziehung verdienen. Im Gegensatz zu bindungssicheren Personen trennen oder schützen sie sich aber nicht vor gewalttätigen Partner*innen, sondern bleiben ohne Selbstschutz, Selbstfürsorge oder eine gesunde Abgrenzung viel zu lange in schädlichen Partnerschaften.


An dieser Stelle muss ich übrigens auf einen falschen Umkehrschluss hinweisen: Nicht jeder Mensch, der in einer schwierigen oder gewaltvollen Partnerschaft lebt, hat eine Bindungsstörung. Es gibt in unserer narzisstischen und hysterischen Kultur viele Menschen, die sich in Partnerschaften missbräuchlich verhalten oder Gewalt ausüben. Insofern ist es sehr wahrscheinlich, dass auch ein bindungssicherer Mensch im Laufe seines Lebens an schlechte, narzisstische oder bindungsgestörte Partner*innen gerät.


Übrigens: Am Ende des Lebens machen Menschen ihr Lebensglück daran fest, wie gut ihre Bindungen und Beziehungen waren. Dies verdeutlicht noch einmal, wie ernst wir uns selbst und unsere Beziehungen nehmen sollten. Es hat Dringlichkeit.

Diagnostik aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 21. März 2025
Diagnosen sagen nichts über unsere Klient*innen aus Als Hypnosystemiker erlebe ich Diagnosen meist als trivialisierend und als eine die Komplexität reduzierende Vernichtung von Informationen. Zudem werden Diagnosen überwiegend völlig blind für den Kontext gestellt, in dem ein Symptom auftritt. Ziel dienlich sind Diagnosen aus hypnosystemischer Sicht dann, wenn Patient*innen sie wollen, weil sie dadurch Entlastung erfahren (was ich dann wieder utilisieren kann), oder eben für die Krankenkassen und Sozialversicherungsträger. Der Begründer der Hypnosystemik Gunther Schmidt erwähnt etwas augenzwinkernd, dass sich seine Klient*innen eine der häufigsten Diagnosen (etwa "mittelgradige depressive Episode") selbst auswählen dürfen (sie können aber auch ausgewürfelt werden), wobei wir die Diagnosen dann zusammen mit unseren Klient*innen auf möglicherweise negative Auswirkungen überprüfen sollten. 
Die Polyvagaltheorie in der Traumatherapie
von Florian Friedrich 20. März 2025
Was ist die Polyvagaltheorie? Die Polyvagaltheorie geht auf den Psychiater Stephen W. Porges zurück. Sie beschreibt eine neue Sichtweise auf das Autonome Nervensystem . Dieses scannt permanent unsere Umwelt und andere Menschen ab, ob wir sicher oder bedroht sind. Jener Vorgang ist unwillkürlich und ist uns meist völlig unbewusst. Sicherheit ist für uns im Leben das Wichtigste. Das Parasympathische Nervensystem teilt sich noch einmal auf und hat ein soziales Nervensystem , den ventralen Vagus, als Zweig. Dieses wird durch Traumata massiv beeinflusst und arbeitet dann anders. Das Soziale Nervensystem wird durch die Beziehung, Fürsorge und Coregulation unserer Eltern bzw. ersten Bezugspersonen gut ausgebildet und kann dann effektiv und optimal arbeiten. Übrigens: Die Polyvagaltheorie ist in der Wissenschaft umstritten und konnte bis heute empirisch nicht nachgewiesen werden . Das ändert aber nichts an der Praxis der modernen Traumatherapie. In der praktischen Umsetzung hilft die Polyvagaltheorie, und wer heilt, der hat bekanntlich recht.
Hypnosystemische Psychotherapie und Beratung
von Florian Friedrich 18. März 2025
Beratung, Coaching und Therapie mit hypnosystemischen Ansätzen Der hypnosystemische Ansatz von Gunther Schmidt ist ein wissenschaftlich-fundierter Ansatz für Beratung, Coaching, Therapie und Organisationsentwicklung. Er arbeitet mit Erkenntnissen der modernen Hirn- und autobiografischen Gedächtnisforschung, der Systemtheorie, der Hypnose und der Hypnotherapie, der Embodiment-Forschung und der Priming-Forschung. Gunther Schmidt hat aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der verschiedenen Disziplinen ein breites Repertoire an Methoden, Techniken und Tools entwickelt, wobei er immer postuliert: " Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie ". Zugleich ist die Hypnosystemik auch eine Haltung zur Welt und zu den Mitmenschen, die weit über Techniken hinausgeht. Denn wer nur mit Tools arbeitet, der " wird rasch zum Tooligan " (Schmidt). Ich biete hypnosystemische Psychotherapie und Beratung in Salzburg / Hamburg an.
Symptome aus hypnosystemischer Sicht
von Florian Friedrich 18. März 2025
Symptome sind wertvolle Botschafter von Bedürfnissen Aus hypnosystemischer Sicht (Gunther Schmidt) sind Symptome immer wichtige Rückkopellungsinformationen über nicht beachtete Bedürfnisse. Beispiel: Hubert ist schwul und unterdrückt seine Bedürfnisse nach Liebe, Erotik, Zärtlichkeit und Sexualität. Da dieses Unterdrücken viel Kraft und Lebensenergie kostet, wird Hubert zunehmend depressiver und suizidal. Seine Depressionen und seine Lebensmüdigkeit weisen ihn darauf hin: "Lebe Dein Leben, hör auf Deine homosexuellen Bedürfnisse" Lesen Sie in diesem Artikel über Symptome aus hypnosystemischer Sicht.
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